Interview mit Heimo Hirner, Leiter des Forschungszentrums AI, Software and Safety

Wir haben mit Heimo Hirner, dem Leiter des Forschungszentrums AI, Software and Safety über seine Forschungsschwerpunkte und sein Leuchtturmprojekt „Smart Village Neuhaus“ zur Wasserversorgung einer Kärntner Kleinstgemeinde gesprochen. 

Was ist der Schwerpunkt Ihres Forschungszentrums?

Wir haben im Forschungszentrum AI, Software and Safety mehrere Schwerpunkte. Ein Schwerpunkt liegt ganz klar auf Artificial Intelligence. Hier beschäftigt uns derzeit Edge-AI besonders. Edge-AI verbindet zwei Technologien, Edge Computing und Künstliche Intelligenz. 

Das Ziel von Edge-AI ist, die Künstliche Intelligenz dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird – nämlich in Endgeräte. Beispiele für Edge-AI-Technologien sind virtuelle Assistenten in Smartphones, aber auch Machine Learning Modelle in autonomen Fahrzeugen, oder Robotern. Womit wir uns ebenfalls auseinandersetzen, sind interdisziplinäre Software-Projekte, und das Internet-of-Things (IoT), speziell im Bereich von „Smart Villages.“ 

An welchen Leuchtturmprojekten forschen Sie derzeit?

Ein Leuchtturmprojekt ist definitiv NEUROKIT2E. Das steht für “Open-Source Deep Learning Platform dedicated to Embedded Hardware and Europe”. Dieses von der EU geförderte Projekt zielt auf die Bedürfnisse der Industrie ab, neuronale Netze auf begrenzter Hardware, wie Microcontroller, zu optimieren und zu implementieren.

Auch im Bereich Klimawandelanpassung haben wir ein Leuchtturmprojekt vorzuweisen: Mit „Smart Village Neuhaus“ unterstützen wir eine Kärntner Kleinstgemeinde dabei, ihre Wasserversorgung sicherzustellen. Wir haben die App „Argos“ programmiert, die über adaptive Alarmierungslösungen für digitale Wasserzähler verfügt. Hier haben wir Wasserbilanzen pro Wasserversorgungsanlage programmiert, die auf stündlicher, täglicher und wöchentlicher Basis die Einspeisung aus Hochbehältern ins Leitungsnetz sowie die Entnahme überwachen. Diese Berechnungen bringen einen klaren Einblick über Wasserverluste im System und auch Rohrbrüche lassen sich schneller ermitteln. Bei Wasserengpässen ist es jetzt für die Gemeindemitarbeiter*innen möglich, aktiv in ihr Wassermanagement einzugreifen.

Grundsätzlich arbeiten wir bei unseren Leuchtturmprojekten viel im Bereich der energieeffizienten Anwendungen und beschäftigen uns damit, wie Künstliche Intelligenz beim autonomen Fahren und in der Robotik angewendet werden kann. Wir arbeiten mit unserem Forschungszentrum für Angewandte Pflegeforschung im Projekt „Ethic Care“ daran, per Gamification den ethischen Fragestellungen in der Pflege zu begegnen. Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass interdisziplinäre Forschung an der FH Campus Wien groß geschrieben wird. 

Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei Ihrer Forschung?

Die Nachhaltigkeit beschäftigt uns in allen drei Säulen, die sie ausmacht: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Es geht um Ressourcenschonung, Energieeffizienz und schlussendlich darum, einen Dienst an der Gesellschaft zu leisten.

Unsere Forschung soll nicht nur kurzfristige Vorteile bringen, sondern langfristige technologische Lösungen für die Menschen bieten. Wir verstehen uns als Wissensdrehscheibe für innovative Lösungen im Bereich der Digitalisierung und wollen den Austausch zwischen Forschung, Lehre und Praxis nachhaltig vorantreiben.

Welche Themen werden Sie in Zukunft beschäftigen?

Mit Blick auf die alternde Gesellschaft wird uns das Thema „Robotik in der Pflege“ in Zukunft noch intensiver beschäftigen. Zum Schwerpunkt „Mobilität in Städten“ bereiten wir aktuell ein Projekt in Kooperation mit unserem Forschungszentrum Bauen und Gestalten, der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Hochschule München vor.

Auch technologische Lösungen für die Anpassung an Umweltkatastrophen werden ein Schwerpunkt unserer Forschungsarbeit bleiben. Wir werden uns ebenso verstärkt dem Potenzial von Extended Reality-Technologien wie Virtual, Augmented und Mixed Reality widmen. Unser Ziel ist, das Lernen für unsere Studierenden interaktiver zu gestalten und neue didaktische Konzepte zu entwickeln.