Interview mit Ines Swoboda, Leiterin des Forschungszentrums Molecular Biotechnology

Was ist der Schwerpunkt Ihres Forschungszentrums?

Unser Forschungszentrum ist in zwei Forschungsgruppen eingeteilt: meine Forschungsgruppe Immunologie, die sich vor allem mit allergologischer Forschung beschäftigt. Die zweite Forschungsgruppe wird von Thomas Czerny geleitet, sie widmet sich der Analyse und der Anwendung von Signalling Pathways.  Signalling Pathways sind die Kommunikationswege innerhalb von Zellen. Es sind komplexe Netzwerke von Molekülen, die die Funktionen von Zellen steuern.

Allergien sind ein großes und wichtiges Thema. Die allergologische Forschung ist mein Schwerpunkt seit den Anfängen meiner wissenschaftlichen Karriere. Man kann sagen, dass Allergieforschung meine Leidenschaft ist! 

Die allergologische Forschung ist mein Schwerpunkt seit den Anfängen meiner wissenschaftlichen Karriere. Man kann sagen, dass Allergieforschung meine Leidenschaft ist!
Ines Swoboda

Ines Swoboda

Leiterin des Forschungszentrums Molecular Biotechnology

An welchen Leuchtturmprojekten forschen Sie derzeit?

Das Fleischallergie-Projekt ist eines der ganz wichtigen Projekte. Im Rahmen unserer Forschungen widmen wir uns vor allem einer Sonderform der Fleischallergie, der so genannten Alpha-Gal Allergie. Man kennt sie erst seit circa 15 Jahren, sie ist schwer zu diagnostizieren und sie nimmt deutlich zu. In den USA wurden in den letzten Jahren mehr als 450.000 Fälle diagnostiziert. 

Das Ungewöhnliche an dieser Fleischallergie ist, dass sie durch einen Zeckenbiss ausgelöst wird. Bei den Patient*innen bildet das Immunsystem nach einem Zeckenbiss Antikörper gegen das Zuckermolekül Alpha-Gal. Dies führt dazu, dass sie kein rotes Fleisch mehr vertragen, weil rotes Fleisch diese Zuckerstruktur enthält.

Die Alpha-Gal Allergie ist schwerwiegend und tritt auch nicht sofort, sondern erst Stunden nach dem Konsum von Fleisch auf. Die Symptome reichen von Urtikaria (Hautausschlag) bis hin zu einem schweren anaphylaktischen Schock. 

Ich war im November 2024 bei einem Alpha-Gal Symposium an der University of Georgia (USA) und habe dort wieder festgestellt, wie sehr die Patient*innen unter dieser Allergie leiden. Die Fleischallergie führt nicht nur dazu, dass man rotes Fleisch nicht mehr essen kann. Die Patient*innen entwickeln großen Ekel gegen Geruch und Anblick von Fleisch bis hin zu psychischen Symptomen, hervorgerufen durch Angst vor einem allergischen Schock.

Ein weiteres spannendes Projekt, an dem meine Forschungsgruppe Immunologie gemeinsam mit der zweiten Forschungsgruppe unseres Forschungszentrums, Signalling Pathways, zusammenarbeitet, ist die Entwicklung von Schnelltests zur Analyse der Luft- und Wasserqualität – genannt FasTEST.

Hier geht es darum, die Luft- und Wasserqualität zu überprüfen, um die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen auch am Arbeitsplatz zu erhalten. Menschen sind im privaten, aber auch im öffentlichen Bereich täglich mit Umweltschadstoffen, Mikroorganismen, Viren und Allergenen konfrontiert.

Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei Ihrer Forschung?

Wir arbeiten ressourcenschonend. Beispielsverweise verwenden wir keine Plastikpipetten, sondern Glaspipetten, die nach Gebrauch gewaschen und sterilisiert werden.

Zusätzlich haben wir unsere Stickstoffkühlung von Proben von -80 Grad auf -70 Grad hinaufgesetzt, nachdem bewiesen war, dass diese Kühlung für die Proben ausreichend ist. Hier sparen wir also Strom.

Welche Themen werden Sie in Zukunft beschäftigen?

Es ist bekannt, dass das Mikrobiom des Menschen eine große Rolle für die Gesundheit spielt. Wir wollen jetzt in einem Projekt das Umweltmikrobiom erforschen und analysieren, wie Zellen auf den Kontakt mit Allergenen und Bakterien oder Schimmelpilzen aus der Umgebung reagieren. Das ist ein Projekt, das dem One Health Charakter entspricht, also der Erkenntnis, dass eine gesunde Umwelt wichtig für einen gesunden Menschen ist.