Interview mit Peter Putz, Leiter des Forschungszentrums Gesundheitswissenschaften

Was ist der Schwerpunkt des Forschungszentrums Gesundheitswissenschaften?

In unseren Projekten stützen wir uns auf die fachliche Expertise und die Forschungsinfrastruktur des Departments Gesundheitswissenschaften der FH Campus Wien.

So verfügt der Studiengang Physiotherapie über ein GRAIL-System, das menschliche Alltagsbewegungen analysieren und in Echtzeit Feedback geben kann. Das Set-up besteht aus einem speziellen Laufband vor einer 180-Grad-Leinwand, auf die eine interaktive Virtual-Reality-Umgebung projiziert werden kann. Durch das realitätsnahe Setting kann anstatt der ansonsten künstlichen Laboratmosphäre ein Alltagsszenario simuliert werden.

Im Forschungszentrum Gesundheitswissenschaften forschen wir in den Bereichen Bewegungswissenschaft, Ernährungswissenschaft, Biomedizinische Analytik und Gesundheitskompetenz, außerdem erheben wir den Lebensmittelkonsum und die körperliche Aktivität von Menschen. Dabei fokussieren wir uns stark auf die fachliche In-house-Expertise der Professionen der gehobenen medizinisch-therapeutisch-diagnostischen Gesundheitsberufe.

An welchen Leuchtturmprojekten forschen Sie derzeit?

Im Projekt SETT haben wir ein Echtzeit-Feedbacksystem entwickelt, das Patient*innen nach einem Hüftgelenksersatz bei trainingstherapeutischen Übungen zuhause unterstützt. Das System ergänzt die Anleitung und das Feedback durch Physiotherapeut*innen in den Therapieeinheiten.

Das System besteht aus einer Spezialkamera und einem Minicomputer und wird über HDMI an ein Endgerät wie z.B. ein Fernsehgerät angeschlossen. Darüber hinaus arbeiten wir in Forschungsprojekten am Design und der Auswertung von beobachtenden und experimentellen Studien am Menschen. Dazu gehören zum Beispiel Untersuchungen, die prüfen, wie gut Gesundheitstechnologien von den Nutzer*innen angenommen werden und wie wirksam diese letztendlich hinsichtlich ihrer Zweckbestimmung sind.

Warum sind diese Forschungsprojekte relevant für die Gesellschaft?

Die Gesellschaft und Gesundheitsfachkräfte sehen sich heute mit einer Fülle an Angeboten und Aussagen konfrontiert. Diese schiere Flut an Informationen macht es oft schwer, Wahres von Unwahrem zu unterscheiden und verlässliche sowie fundierte Entscheidungen zu treffen. Deshalb entwickeln wir unsere Innovationen mit einem klaren, evidenzbasierten Ansatz und evaluieren deren Wirksamkeit. Im Sinne der Third Mission tragen wir unsere Erkenntnisse und Studienfortschritte auch in die Welt nach draußen und kommunizieren diese an die Forschungscommunity, praktizierende Health Professionals und die breite Öffentlichkeit.

Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei Ihrer Forschung?

Nachhaltigkeit spielt neben ethischen Aspekten eine zentrale Rolle bei der Planung und Durchführung unserer gesundheitswissenschaftlichen Forschungsprojekte. Konkrete Nachhaltigkeitsthemen in diesem Bereich umfassen beispielsweise die Reduktion des Mobilitätsbedarfs durch Telehealth-Technologien, die es ermöglichen, Gesundheitsdienstleistungen digital anzubieten und damit Wege zu vermeiden. Für die Gesundheit der Menschen und für die Umwelt ist es außerdem wichtig, die aktive Mobilität zu fördern. An diesen Punkten setzen wir mit unseren Forschungsprojekten an.

Welche Themen werden Sie in Zukunft beschäftigen?

Zukünftig wollen wir uns verstärkt auf die Umsetzung von Studien fokussieren, die analysieren, ob und wie präventive und therapeutische Maßnahmen am Menschen wirken. Außerdem möchten wir unsere Kompetenz in der Bestimmung des menschlichen Energieverbrauchs sowie der Energie- und Nährstoffzufuhr über die Ernährung vertiefen. Ein konkretes Vorhaben betrifft beispielsweise die Diagnostik und Ursachenbestimmung des relativen Energiedefizit-Syndroms im Sport.