Fleischallergie und Zeckenstich – ein Zusammenhang?

Vielen Menschen ist neu, dass sie auf Fleisch allergisch reagieren können. Denn oftmals bringen sie allergische Reaktionen nicht mit dem vorangegangenen Konsum von Fleisch oder Fleischprodukten in Verbindung. Auch die Forschung hat diesem Thema bislang noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Anders Ines Swoboda. Die Allergieforscherin beschäftigt sich schon viele Jahre mit Allergien auf Fleisch In einem Vorläuferprojekt gelang es ihr und ihrer Forschungsgruppe, erste Allergene aus weißem und rotem Fleisch zu identifizieren und biotechnologisch herzustellen bzw. zu charakterisieren.

Immunantworten auf Fleischallergene: Viele offene Fragen

In ihrem aktuellen Projekt „Immunantworten auf Fleischallergene“ konzentriert sie sich neben der Identifizierung von Fleischallergenen und ihrer exakten biochemischen und immunologischen Charakterisierung, vor allem auf die Erforschung einer Sonderform der Fleischallergie, der α-Gal-Allergie. Denn aktuell weiß man zwar, dass das Molekül, an das die Zuckerstruktur α-Gal gebunden ist, durch einen Zeckenstich in den Körper gelangt und dort von den Immunzellen aufgenommen wird. Dadurch sensibilisieren sich die Patient*innen und werden in der Folge allergisch auf rotes Fleisch, da dieses ebenso α-Gal-Strukturen enthält. Allerdings weiß die Forschung derzeit noch nicht, wie dieser Prozess der Sensibilisierung genau abläuft. Wie werden die Immunzellen aktiviert, wenn sie dem Speichel der Zecke ausgesetzt sind?
Bekannt ist, dass diese α-Gal-Zuckerstrukturen sowohl auf Proteinen als auch auf Lipiden sitzen können. Für Ines Swoboda und ihr Team gilt es nun herauszufinden, welche Moleküle für diese Sensibilisierung verantwortlich sind und wie diese Sensibilisierung abläuft.

Je besser wir über die Vorgänge in der Zelle Bescheid wissen, desto besser können wir eingreifen und versuchen, die einzelnen Schritte, die zu einer allergischen Reaktion führen, zu blockieren

Ines Swoboda

Allergieforscherin und Leiterin des Forschungszentrums Molecular Biotechnology

Erste vielversprechende Ergebnisse in vitro

Anhand von in vitro-Versuchen konnten die Forscher*innen beweisen, dass sich Zellen von α-Gal-Allergiker*innen nach Zugabe des Speichels aktivieren lassen. Nun wollen Ines Swoboda und ihr Team mittels Massenspektrometrie feststellen, an welche Moleküle diese α-Gal-Strukturen gebunden sind. Damit ließen sich eben jene Moleküle identifizieren, die für das Umpolen des Immunsystems und für die Bildung von schädlichen IgE-Antikörpern verantwortlich sind.