Neben der Pflegeassistenz – die bisherige „Pflegehilfe“ – wird es auch eine Pflegefachassistenz – mit erweitertem Kompetenzbereich – geben. Beide Gruppen erhalten ihren Unterricht weiterhin an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen. Die Ausbildung zum gehobenen Dienst wird an Fachhochschulen in Kooperation mit Gesundheits- und Krankenpflegeschulen realisiert.
Es gibt Fragen nach der Plausibilität, warum sich gerade dieses Berufsfeld akademisiert. In 26 von derzeit 28 Staaten der EU werden Bachelor-Abschlüsse verliehen. Damit zieht Österreich mit einer lang geforderten Bildungsreform in der Gesundheits- und Krankenpflege nach. Ein weiteres Pro in der Argumentationskette zur Akademisierung ist das demografische Ungleichgewicht. Die „umgedrehte“ Bevölkerungspyramide zeigt die fortschreitende Überalterung der Gesellschaft, wodurch die chronischen Beschwerden zunehmen, was wiederum den Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen erhöht. Dieser erhöhte Bedarf wirkt sich auf den Markt aus, es braucht dringend in diesem primären Berufsfeld gut ausgebildete Fachkräfte: „Gefragt sind innovative Pflege- und Betreuungskonzepte an den Übergängen der Versorgungskette zwischen Krankenhaus und mobilen Diensten. Ebenso rücken forschungsgeleitete Lehre und evidenzbasierte Praxis mit der Akademisierung in der Gesundheits- und Krankenpflege in den Fokus. Künftige Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte brauchen die relevanten Fachkompetenzen für alle neu hinzukommenden Handlungsfelder und die Fähigkeit, wissenschaftliche Konzepte in die Praxis umzusetzen“, lautet der Kommentar der Departmentleiterin und Vizerektorin für Lehre Roswitha Engel. Spezialisierungsmöglichkeiten durch weiterführende Masterlehrgänge erweitern den Handlungsspielraum für BachelorAbsolvent*innen.
Darüber hinaus werden künftig vermehrt technisch unterstützte Pflegeleistungen benötigt, die qualitätssteigernde Effekte zum Ziel haben. An diesem Punkt kommen technische Neuerungen und Innovationen ins Spiel. „Wearables“ beispielsweise, am Körper getragene Mikrocomputer, um die durchgehende Vitalparameterkontrolle zu gewährleisten. Aktuell wird mit „Drink Smart“ ein intelligentes Trinksystem entwickelt, um die tägliche Flüssigkeitsaufnahme bei älteren Menschen zu messen und zu steuern. Beteiligt sind unter der Führung von Gesundheits- und Krankenpflege technische Studiengänge und Unternehmen aus den Bereichen Software, Hauskrankenpflege und Kunststoffproduktion.
Zum gegründeten Department Angewandte Pflegewissenschaft gehören das Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege und die drei Masterlehrgänge für Advanced Nursing Practice, Education und Counseling sowie der Akademische Lehrgang Gesundheits- und Krankenpflege, Praxismentoring. Die pflegewissenschaftliche und interdisziplinäre Forschung wird zukünftig Fragen zur Gesundheits- und Pflegepraxis (z. B. Effektivitätsstudien), Gesundheitsförderung und Prävention sowie Fragen zu Ausbildungsaspekten weiter intensivieren. „Die FH Campus Wien bietet seit 2008 – als erste in Österreich – den Bachelorstudiengang Gesundheits- und Krankenpflege als generalistisches Studium in Kombination mit der Berufsberechtigung an. Masterlehrgänge und Ausbildungskooperationen verstärkten in den letzten Jahren die Hebelwirkung, um die Gesundheits- und Krankenpflege zu akademisieren. Die damit verbundene wachsende Anzahl an Studierenden in diesem Bereich und die aktuelle Ausbildungsreform machen eine weitere Fundierung und den Ausbau der Pflegewissenschaft für uns zum nächsten logischen Schritt“, führt Roswitha Engel weiter aus.
2015 folgten auf die Vinzentinum-Standorte Linz, Ried und Wien die Standorte der Schulen für allgemeine Gesundheits und Krankenpflege SMZ-Süd und SMZ-Ost des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV). 2017i st der Standort der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege/Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder hinzugekommen. Die Kooperations-Standorte übernahmen dabei das Curriculum der FH Campus Wien, die für die Ausbildungskoordination und die Qualitätssicherung verantwortlich ist.