Mit einer Vollautomatisierung ist aber auch bei Schienenfahrzeugen nicht allzu bald zu rechnen: „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es noch einige Herausforderung zu lösen. Insbesondere das Sicherheitsthema spielt hier eine große Rolle, allen voran die Witterungsverhältnisse, die Situationsbeherrschung, die Erkennung und Interpretation der Umgebung sowie die Ausfallsicherheit der softwaregesteuerten Elemente im Fahrzeug selbst. Maschinen sind nicht wie der Mensch in der Lage, jede Situation zu beherrschen. Die Handlungsfähigkeit eines technischen Systems ist vielfach eingeschränkt vor allem bei nicht vorhersehbaren Vorkommnissen“, sagt Hans Tschürtz.
Das Vienna Institut for Safety and Systems Engineering forscht im Rahmen des von der Stadt Wien MA23 geförderten Projektes AuSoDoTS – Safety-Konzepte für autonome, schienengebundene, on-demand, open-track Systeme an der Systemsicherheit von selbstfahrenden Schienenfahrzeugen. In enger Zusammenarbeit mit dem Masterstudium Safety and Systems Engineering wird ein völlig neuer wissenschaftlicher Ansatz verfolgt: die inhärente Systemsicherheit für autonomes Fahren. Anders als bei der funktionalen Systemsicherheit, bei der Sicherheitsmechanismen in ein System hinzugefügt werden, wird bei der inhärenten Systemsicherheit der Faktor Sicherheit von Anfang an in jedes noch so kleine beteiligte Subsystem mit eingeplant. „Wir wollen weg von der funktionalen Sicherheit, die bei gefährlichen Situationen einen sicheren Zustand vorsieht, hin zu inhärenter Systemsicherheit, die darauf setzt, Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen“, sagt Tschürtz: „Solche Ansätze müssen in Zukunft mehr berücksichtigt werden, da geht es um Prävention.“
Ein erster Erfolg gelang dem Institut bereits mit einem Safety-Konzept für – teilweise nur eingleisig geführte – Nebenbahnen. Durch automatisierten Betrieb und bei Anbindung an das restliche Nahverkehrsgebiet könnten unrentable Nebenstrecken wieder gewinnbringend geführt werden. Die FH Campus Wien nimmt außerdem federführend am Projekt Open.Rail.Lab teil: Zwischen Friedberg (Steiermark) und Oberwart (Burgenland) entsteht Europas erste Teststrecke für selbstfahrende Züge. Künftig werden dort neue Technologien entwickelt und getestet. Im Projekt wird schrittweise am Thema autonomes Fahren und an der Integration notwendiger Sicherheitsaspekte in die Systeme gearbeitet.
Die beiden Safety-Experten gehen davon aus, dass die Automatisierung des Schienenverkehrs zügig voranschreiten wird. Den Menschen wird die Maschine allerdings nicht sofort ersetzen können. Er wird zumindest vorläufig noch eine Kontrollfunktion ausüben müssen. Denn für viele Situationen und Anforderungen gibt es bisher keine sichere, zufriedenstellende technische Lösung: „Und es wird noch dauern, bis wir sie gefunden haben.“
Science
Interview mit Manuel Koschuch und Silvia Schmidt
Campus Life
Die FH Campus Wien eröffnete gemeinsam mit Unternehmen das OP Innovation Center samt Intensivstation und damit den ersten OP für Forschung und Lehre. Sie schafft so eine Forschungsumgebung für technische Innovationen, optimierte Workflows und Training im OP.