„Im OP Innovation Center nutzen wir unser Potenzial als multidisziplinäre Hochschule und bündeln Know-how aus Ingenieurwissenschaften, Gesundheitswissenschaften und Pflegewissenschaft. Auf dieser Basis bieten wir eine Plattform für Kooperationen mit Unternehmen, Betreiber*innen von Krankenanstalten und akademischen Forschungspartner*innen“, so Andreas Posch, Leiter des OP Innovation Center und des Departments Technik an der FH Campus Wien bei der Eröffnung.
Andreas Posch
Departmentleiter Technik
„Wir nutzen auch die Chance, FH-Infrastruktur etwa der bildgebenden Diagnostik der Radiologietechnologie, aber auch die Labordiagnostik der Biomedizinischen Analytik in das OP Innovation Center miteinzubeziehen“, so Posch. Durch die Einbindung der Abteilung Gender & Diversity Management ist auch gewährleistet, dass ein Höchstmaß an Barrierefreiheit umgesetzt wird, um die Nutzbarkeit für alle Menschen gleichermaßen sicherzustellen
Unternehmen können im OP Innovation Center Prototypen medizintechnischer Geräte noch vor Markteintritt erproben, ohne den laufenden Betrieb zu unterbrechen. „Mit dem Lüftungs- und Filterspezialisten MANN+HUMMEL Vokes Air, TRILUX Medical als Komplettanbieter von OP-Technologie und dem in der DACH-Region tätigen Planungsunternehmen gsm – Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik konnten wir für jedes Thema im OP starke Partner*innen aus der Wirtschaft gewinnen“, so Andreas Posch weiter. „Mit dem eingebauten OP-Lüftungssystem im OP ergeben sich für uns einzigartige und unzählige Möglichkeiten, verschiedene Testreihen in einem praxisnahen Umfeld für beispielsweise nationale und internationale Normenvorhaben durchzuführen. Dies ist insofern von großer Bedeutung, da man aufwendige Versuche eben nicht in einem ‚öffentlichen‘ OP durchführen kann“, skizziert Alfred Weber, CEO, MANN+Hummel die Vorteile.
Eine große Chance sieht auch Thomas Meininghaus, General Manager, TRILUX Medical GmbH&Co. KG Deutschland: „Innovationen in Operationssälen waren in der Vergangenheit meist technikgetrieben. Durch die zunehmende Digitalisierung in Krankenhäusern und OPs ist es heute mehr denn je notwendig, von diesem Silodenken wegzukommen und interdisziplinäre Ansätze zu verfolgen“. Der OP der Zukunft, so Meininghaus müsse maximal flexibel sein. "Es war eine emotionale Überlegung im Rahmen einer Besichtigung. Ein Forschungs- und Lehr-OP ist ein Versprechen an den Wirtschaftsstandort Wien und ein Versprechen an die nachfolgende Generation im Sinn der Lehre und Ausbildung. Für unsere Kundinnen und Kunden kann das OP Innovation Center einen Zusatznutzen bei Planungs- und Beratungsprojekten darstellen. Es können neue Prozesse oder neue technische Lösungen ausprobiert und in Ruhe bewertet werden, ohne dass der medizinische Bereich gestört wird", so Lukas Dolesch, Geschäftsführer, gsm Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik GmbH. Er war es auch, der gemeinsam mit Andreas Posch, die zündende Idee für dieses außergewöhnliche Forschungsprojekt hatte. Eine erste konkrete Forschungsfrage laute, so Dolesch, wie viel BIM macht Sinn?
Als exzellent klassifizierte die Wirtschaftsagentur Wien das Projekt. Christian Bartik, Leiter Förderabteilung, Wirtschaftsagentur Wien: „Überzeugt hat die internationale Fachjury, dass der Forschungs-OP eine Pionierleistung in Österreich ist und dass hier eine multidisziplinäre Hochschule und etablierte Unternehmen gemeinsam anwendungsnahe Forschung betreiben. Kooperationen und Projekte wie diese bestätigen uns, dass der Standort Wien von diesem Forschungsgeist profitiert.“ Die Gesamtkosten des durch die Wirtschaftsagentur Wien geförderten Projektes belaufen sich auf etwa 1,1 Millionen Euro.“ Peter Florianschütz, Abgeordneter zum Wiener Landtag, Mitglied des Wiener Gemeinderats und Sekretär der GPA Wien und Thomas Balázs, Generaldirektor-Stellvertreter des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) zeigten sich in ihren Festreden von der großen Zukunft des Projekts und den Chancen für den Standort ebenso überzeugt. Der KAV erwartet sich vom OP Innovation Center wichtige Erkenntnisse über Arbeitsabläufe im OP und Einsatz von technischer Infrastruktur. Er bringt im Gegenzug seine Praxiserfahrung ein. Der KAV profitiere zudem auch von den im OP ausgebildeten Absolvent*innen der Gesundheit und Technik. Das Besondere an diesem gemeinsamen Projekt sei, dass hier Forschung, Lehre und Praxis Hand in Hand in Hand gingen – zum Wohle der Patient*innen.
Neben der Forschung geht es darum, den OP im Studienbetrieb zu nutzen. Denn die zunehmende Komplexität der Haus- und Medizintechnik sowie die immer öfter geforderte Vernetzung der einzelnen Geräte und Systeme erhöhen laufend die Anforderungen an zukünftige Fachkräfte. „Wir bilden einerseits im Studium Clinical Engineering Expert*innen aus, die diese technische Infrastruktur entwickeln und betreiben können und in den Studiengängen der Gesundheits-swissenschaften und Pflegewissenschaft jene, die sie nutzen und bedienen werden”, so Andreas Posch. Roswitha Engel, Departmentleiterin Pflegewissenschaft an der FH Campus Wien: „Das OP Innovationcenter eröffnet uns viele Möglichkeiten in der Pflegeforschung, etwa in der Evaluation von Lehrmethoden, im Vorantreiben evidenzbasierter Handlungsleitlinien, aber auch indem Studierende mithilfe vollautomatisierten Dummies Fertigkeiten etwa in der Notfallmanagementoder beim Monitoring in der Intensivpflege trainieren können“.
Im Mittelpunkt der Forschung stehen Medizin-, Lüftungs-, Kühlungs-, und Informationstechniksysteme stehen ebenso wie Workflows und zugehörige Simulationsmodelle. Gerade Abläufe und interprofessionelle Schnittstellen im OP – etwa zwischen Pflege, Chirurgie und Technik – haben ein großes Potenzial, auch die wirtschaftliche Auslastung zu verbessern. Die zunehmende Vernetzung im OP macht zudem die Datenstrukturen und deren Sicherheit zu einem wichtigen Forschungsgebiet. Ein weiteres Thema ist der hohe Strombedarf im OP. Um diesen zu senken, sollen im OP Innovation Center Energieeffizienzmaßnahmen erprobt werden. Als Teil der Infrastruktur ebenso forschungsrelevant: smarte Beleuchtungstechnik, digitale, hochauflösende Videokonferenzsysteme oder innovative Bedienkonzepte. Angesichts wachsender Hygieneanforderungen sind leicht zu reinigende Oberflächen oder berührungslose Bedienung wichtige Themen der Reinraumtechnologie.
Ein weiterer Vorteil des OP ist seine Modularität. Die Anordnung der Ausstattung lässt sich flexibel und nahezu beliebig verändern und erweitern. Aus den gewonnenen Daten lassen sich Modelle erstellen, die beim Aufbau von medizinischer Infrastruktur in Krankenanstalten unterstützen. Auf der Suche nach effizienten Konstellationen können Krankenhäuser so signifikante Einsparungen erzielen. Und der OP der Zukunft, so der gemeinsame Tenor bei der Eröffnung, muss maximal flexibel sein.
Neben den Unternehmen von Anfang an mit dabei: die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH-AW), die ihre umfangreiche Erfahrung als Betreiberin eines Forschungs-OP einbringt und der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) als größter Gesundheitsanbieter Mitteleuropas. Und so soll es laufen: topaktuelle Forschungsfragen und Know-how aus den Unternehmen, wissenschaftliche und interdisziplinäre FH-Expertise sowie Peer-Review der Ergebnisse und Empfehlungen von der Ostbayerischen Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH-AW) machen das OP Innovation Center zu einer lebendigen und für weitere Kooperationen offenen Forschungseinrichtung. An einer Kooperation interessierte Unternehmen haben dort die Chance, Innovationen, Produkte oder Dienstleistungen in einem praxisnahen Umfeld ausprobieren, aber auch Trainings oder andere OP-Nutzungen zu vereinbaren oder Studien in Auftrag zu geben oder neue Geräte und Systeme in einer designten Krankenhaus-IT-Umgebung zu testen.