"Es gibt ohne Zweifel sehr gute, ausgeklügelte und effiziente Gebäudetechniksysteme. Offensichtlich stehen sie aber im Widerspruch zu den Verhaltensmustern, die Nutzer*innen an den Tag legen. Denken wir nur beispielsweise an die geöffneten Fenster, während die Klimaanlage läuft", erklärt Christian Hölzl. Die Idee der beiden Forscher ist, die Verhaltensmuster von Nutzer*innen anhand von Modellen bereits vorab zu untersuchen und entsprechend in die Gebäudeplanung einfließen zu lassen. Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen ist die Raumluftqualität in Räumen für eine größere Zahl von Personen. Konkret wird aktuell das Verhalten von Studierenden und Lehrenden der FH Campus Wien in einem ca. 80 m2 großen Seminarraum untersucht.
Anhand von Beobachtungen und Messungen im Seminarraum wird ein agentenbasiertes Modell entwickelt. Untersucht werden die Zusammenhänge zwischen Raumklima und dem Verhalten der Agenten: Jede Person im Seminarraum ist ein Agent, der einzeln bzw. in Interaktion mit anderen Personen betrachtet und analysiert wird. Das Raumklima wird anhand von Parametern wie Luftqualität, Luftaustausch etc. möglichst exakt gemessen. Auf Basis des Modells erfolgen dann die Simulationen. Hölzl und Spitzenberger sind mit den Ergebnissen ihrer bisherigen Arbeit zufrieden: "Die Simulationen stimmen in hohem Maß mit unseren Messungen überein." In einem nächsten Schritt wollen die Forscher daher Vorhersagen zum Nutzer*innen-Verhalten in drei unterschiedliche Raumszenarien entwickeln und analysieren.
Hölzl und Spitzenberger sehen ihre Forschungsarbeit als Beitrag für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Gebäudenutzung. "Bei unseren Untersuchungen legen wir unser Augenmerk auf den Komfort. Die Nutzer*innen verhalten sich so, wie es ihren Bedürfnissen entspricht und wie es komfortabel für sie ist. Das hat wiederum - meist negative - Auswirkungen auf den Energieverbrauch", erklären sie. Das Nutzer*innen-Verhalten im Vorhinein abbilden zu können, ermöglicht, die Gebäudetechnik exakter darauf abzustimmen und den Energieverbrauch ressourcen- und kostenschonender zu gestalten: "Die 'Sabotage' kann man nicht verhindern, sie ist den Menschen oft gar nicht bewusst, aber man kann sie durch andere, auch bewusstseinsbildende Maßnahmen ausgleichen", so die Forscher.