Krisen wie die aktuelle Coronakrise fordern uns beruflich wie privat, jede und jeden von uns. So gut und gerne man also darauf verzichten könnte, Krisen lenken unsere Konzentration auch wieder auf das Wesentliche, stellen das Gute in den Vordergrund, schaffen Zusammenhalt und mobilisieren Kräfte – in unserem Fall die Power des Departments Technik und des Vizerektorats für Forschung und Entwicklung. Innerhalb kürzester Zeit stellten die Expert*innen ihre Aktivitäten in Forschung und Entwicklung sowie im Studienbetrieb auf „Corona-Krisenmodus“ um. Im Department Technik laufen seit Beginn der Coronakrise mehrere Initiativen als Beitrag zu ihrer Bewältigung.

Anwendungsnah und flexibel: Forschung und Entwicklung an der FH Campus Wien

„Ich sehe es als unsere Aufgabe, unsere F&E-Aktivitäten in den Dienst der Krisenbewältigung zu stellen und zu helfen, so gut es uns im Moment möglich ist. Unsere Forschung und Entwicklung war immer schon anwendungsnah – ein großer Vorteil, wie sich jetzt zeigt. Und wir sind in der Lage, unser System rasch auf geänderte Gegebenheiten umzustellen“, erläutert Heimo Sandtner, Vizerektor für Forschung und Entwicklung. „Als Mitglied der Hochschulleitung freut es mich in Zeiten wie diesen einmal mehr, mit so engagierten und lösungsorientierten Teams zu arbeiten“, so Sandtner über das exzellente Zusammenarbeit auch im Distanzbetrieb. Viele der eingesetzten Technologien und Maschinen werden etwa aus dem Homeoffice gestartet und überwacht. Die FH Campus Wien befindet sich seit Mitte März im Distanz- bzw. Remotebetrieb.

Rechnerleistung zur Erforschung von SARS-CoV-2

Insbesondere in den Wochen des kompletten Lockdown wurde die Rechnerleistung vieler Workstations und PC an den Standorten der FH Campus Wien nicht benötigt. Ein Team des Departments Technik stellte bzw. stellt nach wie vor diese Rechnerleistung deshalb folding@home, dem größten Volunteer-Computing-Projekt der Welt, zur Verfügung. Simuliert wird dabei die Proteinfaltung, um Krankheiten sowie neue Wirkmechanismen für Medikamente erforschen zu können.

Über 2.000 Faceshields für MakersVsVirus und Eigenbedarf

Sechs 3D-Drucker, über 80 kg Filament und ein 24/7-Druck über acht Wochen: das macht über 2.000 Faceshields. Der Fachbereich Angewandte Elektronik stellte für die Produktion der Faceshields seine für die Prototypenfertigung angeschafften 3D-Drucker und das Rohmaterial Filament zur Verfügung. Die bisher produzierten Faceshields gingen zum überwiegenden Teil an die MakersVsVirus-Hubs in Wien, Niederösterreich und Kärnten. Damit können sich Pfleger*innen, Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen von Rettungsdiensten kostengünstig vor Ansteckung mit dem SARS-CoV-2 Virus schützen. Ein kleiner Teil verbleibt an der FH Campus Wien für den eigenen Gebraucht. Insgesamt ist der Bedarf mittlerweile gedeckt, weshalb Mitte Mai auf Bedarfsdruck umgestellt werden konnte.

Geeignete Rahmen für hochinfektiöses Umfeld

Mittels Selektivem Lasersintern (SLS), einem additiven Fertigungsverfahren, produzierten die Expert*innen des Fachbereichs High Tech Manufacturing am Standort High Tech Campus Vienna Rahmen für Faceshields, die mit Heißdampf desinfiziert werden können und sich daher für den Einsatz in hochinfektiösen Umgebungen eignen. Die Rahmen sind ebenfalls für den Wiener Hub von MakersVsVirus bestimmt. Die Maschinen am Standort High Tech Campus Vienna sind in der Lage, sämtliche Ersatzteile für den medizinischen Bereich zu produzieren.

Infrastruktur und Open Source Engineering Lösungen für den Fall der Fälle

Der Fachbereich High Tech Manufacturing ist Mitglied im Netzwerk „Additive Manufacturing Austria“. Sollte es in Österreich zu Engpässen bei Beatmungsgeräten in Krankenhäusern kommen, können die Hot Lithography und SLS-Anlagen der Studiengänge High Tech Manufacturing im Rahmen des Netzwerks für die Produktion von heißdampfsterilisierbaren Fittings, Adaptoren und Venturi-Mischdüsen für die CPAP-Beatmung eingesetzt werden. Auch die Lehrveranstaltung „Konstruktionsübungen“ im Bachelorstudiengang High Tech Manufacturing wurde an die Coronakrise angepasst. Hier entwickeln nun Studierende Beatmungsgeräte, die möglichst einfach und kostengünstig aufgebaut werden können. Die Ergebnisse werden der Community kostenlos zur Weiterverwendung zur Verfügung gestellt.

Beatmungsgeräte aus dem High Tech-OP

Mit dem OP Innovation Center verfügt die FH Campus Wien über einen High Tech-Operationssaal mit Intensivstation für Lehre und Forschung in den Departments Technik, Angewandte Pflegewissenschaft und Gesundheitswissenschaften. Zur Ausstattung zählen auch drei Beatmungsgeräte, die im Ernstfall ebenfalls dem Gesundheitssystem überlassen werden können.

Interdisziplinarität, Erfahrung und Know-how – gefragt in Krisenzeiten

„Wir bringen über 20 Jahre Erfahrung in der akademischen, ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung mit und wir arbeiten und denken lösungsorientiert und interdisziplinär. Das schärft den Blick und eröffnet Spielräume für viele weitere Bereiche und Anwendungen, für die unser Know-how nützlich ist, und die wir gerne zur Verfügung stellen. Damit möchten wir auch einen Beitrag leisten, um diese Krise gemeinsam zu meistern“, so Andreas Posch, Leiter des Departments Technik abschließend.