miteinander.Bildung.leben

miteinander.Bildung.leben ist ein Deutsch- und Inklusionskurs für tertiär gebildete Asylwerber*innen. Mit dem Erreichen des Deutsch-Levels B2 werden die Voraussetzungen für eine Nostrifizierung im Bereich Gesundheit bzw. die Weiterführung von bereits begonnenen technischen Studiengängen geschaffen. Im Studienjahr 2016/17 startete der erste Kurs.

Asylwerbende haben beim Zugang zum Arbeitsmarkt in Österreich nach wie vor mit großen Hürden zu kämpfen. Denn wer hierzulande arbeiten oder studieren will, muss in den meisten Fällen der deutschen Sprache mächtig sein. Selbst die Anerkennung eines ausländischen Schul- und Studienabschlusses ist oft an diese Voraussetzung gebunden. Das hindert viele geflohene Akademiker*innen daran, am heimischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Innerhalb von zwei Semestern zum FH-Studium

18 Asylwerbende, die in ihren Herkunftsländern entweder bereits Hochschulabschlüsse oder ein Studium begonnen hatten, erreichten innerhalb von zwei Semestern das Deutschniveau B2. Dadurch waren sie nach dem Kurs in der Lage, anspruchsvolle Gespräche über ihre Fachgebiete zu führen. Mit dem Niveau B2 können ausländische Studienabschlüsse in Österreich nostrifiziert werden. Die Teilnehmer*innen sind zwischen 19 und 43 Jahre alt und kommen aus dem Irak, Iran, aus Syrien, Afghanistan und Nigeria.

Doch damit nicht genug: „Einige der Kursteilnehmer*innen sind auch gleich an der FH geblieben und haben dort ein Studium begonnen. Andere haben mittlerweile einen Arbeitsplatz in ihrem Berufsfeld gefunden. Im heurigen Kurs sollen die 18 Asylwerbenden sogar bis auf das Deutschniveau C1 gebracht werden. Das entspricht hoher Sprachkompetenz, die auch spontan die Diskussion komplexer Inhalte erlaubt. Der Lehrplan ist straff. Die Kursteilnehmer*innen sind üblicherweise täglich von 9.00 bis 16.30 Uhr an der FH Campus Wien, die Mittwoch- und Freitagnachmittage bleiben frei für Behördengänge und andere Alltagserledigungen. Das Programm ist sehr intensiv, aber die Teilnehmenden sind es gewohnt zu lernen”, sagt Cornelia Tomasek, Koordinatorin und sozialarbeiterische Betreuerin des Projekts.

Mehr als nur ein Sprachkurs: Betreuung durch Lehrende und Studierende

Vormittags begleiten zwei professionellen Lehrende die Deutschlernenden. Die Nachmittagsbetreuung in Kleingruppen zu je sechs Personen, die zur Wiederholung und zum Üben genutzt wird, übernehmen dann Studierende der FH Campus Wien. “Die Studierenden schätzen die Arbeit mit den Kursteilnehmern, weil es ein gutes Gefühl ist, sinnvolle Arbeit zu tun und dabei auch Freundschaften entstehen”, sagt Tomasek. Doch nicht nur Lehrende engagieren sich für die Kursteilnehmer*innen: Das Buddy-Netzwerk ermöglicht einen informellen sprachlichen und kulturellen Austausch sowie den Aufbau von sozialen Netzwerken. Buddys und Kurs-Teilnehmende werden je nach Interessen in Zweier-Gruppen zugeteilt. Diese einzelnen Buddy-Teams oder auch mehrere Buddy-Teams gemeinsam unternehmen bei selbst organisierten Treffen verschiedene Freizeitaktivitäten.

Neben dem regulären Sprachunterricht ist auch die sozialarbeiterische Betreuung ein zentraler Bestandteil des Angebots und auch die Inklusionskomponente des Kurses wird dabei berücksichtigt. So wurde beispielsweise ein Kochkurs angeboten, bei dem der gemeinsame Spaß im Mittelpunkt stand.

Fuß fassen in Österreich

Auch bei alltäglichen Problemen wird den Teilnehmenden geholfen. So gibt es beispielsweise Kurse zum Erstellen von Lebensläufen. Dabei ist es wichtig, Struktur in den Alltag der Teilnehmenden bringen und ihnen einen Platz zum Lernen zu bieten, da sie diese nötige Ruhe in ihren Unterkünften oftmals nicht haben.

Der Kontakt zu den Kursteilnehmern bleibt oft auch nach erfolgreichem Abschluss bestehen. Freiwillige Mitarbeitende, Studierende und Vortragende, treffen sich nach wie vor mit aktuellen und ehemaligen Kursteilnehmer*innen, um gemeinsam ihre Freizeit zu verbringen. Das festigt die erworbenen Deutschkenntnisse zusätzlich. Der Kurs ist vorerst noch für dieses Jahr gesichert. Die weitere Zukunft des Programms wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. „Der Bedarf nach solchen Kursen ist groß. Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, dass es den Kurs weiter gibt. Vielleicht finden sich auch noch andere Institutionen, die derartige Angebote starten wollen. Die Nachfrage wäre jedenfalls gegeben”, sagt Tomasek.

Kontakt

Sarah Wolf oder Katrin Oberhöller
Projekt miteinander.Bildung.leben
Gender & Diversity Management
T: +43 1 606 68 77-6145
mbl@fh-campuswien.ac.at