Es ist winzig klein und erfüllt doch den großen Traum vom Hören für Gehörbeeinträchtigte, sofern der Hörnerv noch aktiv ist. Ein eingesetztes Cochlea-Implantat verwandelt als Minihörgerät akustische Signale in elektrische Impulse und somit können diese von gehörlosen Menschen wahrgenommen werden. Das Forscher*innen-Team der FH Campus Wien aus den Studiengängen Radiologietechnologie und High Tech Manufacturing entwickelte eine Methode, mit der die optimale Anpassung des Cochlea-Implantats schon vor der eigentlichen Operation möglich ist. Dadurch verkürzt sich die Operationszeit, der Eingriff erfolgt schonender und das Implantat ist maßgenau angepasst.
Das Einsetzen von Cochlea-Implantaten ist eine chirurgische Herausforderung: Die Hörprothesen sind winzig klein und werden ins Innenohr platziert. Dazu muss der oder die Chirurg*in den härtesten Schädelknochen des Menschen, das Felsenbein, durchbohren, ohne dabei Gefäße und Nervenstrukturen zu beschädigen. Über die Anatomie der empfindlichen Strukturen geben bildgebende Verfahren wie die Computertomografie Auskunft. Unter der Leitung von Dr. Godoberto Guevara Rojas arbeiteten die Forscher*innen des interdisziplinären Teams an einer 3D-Modellierung: Auf Basis der Simulationen wird mithilfe von Rapid Prototyping ein 3D-Kunststoffmodell ausgedruckt. Damit stehen der oder dem Operateur*in ein angreifbares, plastisches Modell für die weitere Planung als Basis zur Verfügung, das eine Anpassung schon vor der Operation ermöglicht und nicht wie bisher während der Operation. Die individuelle Abstimmung des speziellen Minihörgeräts erfolgt virtuell – mittels Mimics™ Innovation Suite Software.
Je kleiner, desto komplizierter – das gilt auch für die winzige Struktur von Cochlea-Implantationen. Um diese naturgetreu nachzubilden, ist auch das Material für die Modellierung ausschlaggebend. Bei der Entwicklung der 3D-Modelle arbeitete der Radiologietechnologe und promovierte Medizintechniker Guevara daher eng mit den Kolleg*innen aus dem Bereich High Tech Manufacturing der FH Campus Wien und Mediziner*innen der Medizinischen Universität Wien zusammen.
Die Vorteile der verbesserten Operationsmethode liegen sowohl für Krankenhaus als auch Patient*innen auf der Hand: Operationen werden durch maßgeschneiderte Implantate besser planbar und die erzielten Ergebnisse optimiert. Ein weiteres Plus ist die verbesserte Kommunikation, denn maßgeschneiderte 3D-Modelle ermöglichen eine bessere Aufklärung und damit Vorbereitung der Patient*innen. Die österreichischen Uni-Kliniken schätzen den Einsatz der 3D-Modellierung insbesondere bei komplexeren Fällen, z. B. bei anatomischen Varianten.