Als Teil des Departments Applied Life Sciences nahmen die Studiengänge Bioengineering, Bioinformatik, Biotechnologisches Qualitätsmanagement und Bioverfahrenstechnik ihren Studienbetrieb ab dem Wintersemester 2022/23 am neu errichteten Standort am Alten Landgut auf. Hier verfügen sie über großzügige und neu eingerichtete Übungs- und Forschungslabors samt einer neuen Versuchsbrauerei, dem Scientific Brewhouse. Der Brauprozess fand durch ein gefördertes Projekt der MA23 aus dem Jahr 2013 als qualitätssichernde Maßnahme Einzug in die Curricula der Studiengänge. Höchst erfolgreich, zumal wir wiederholt als Vize- bzw. Staatsmeister*innen bei der Austrian Beer Challenge hervorgegangen sind.
Brauen als Produktionsprozess bietet didaktisch ein hervorragendes Beispiel, um Wissen aus verschiedenen Disziplinen zusammenzuführen. In kleinen Teams entwickeln die Studierenden ein Bierrezept, für das Maischprogramm nutzen sie das Know-how aus der Enzymtechnologie, im Brauprozess viele Aspekte der Verfahrenstechnik und für die Gärung Mikrobiologie, Betriebshygiene und Fermentationstechnik. Zudem wird der Prozess ausführlich dokumentiert und von einer umfangreichen Qualitätskontrolle begleitet.
Qualität macht sich bezahlt! Das zeigen die Erfolge der FH Campus Wien-Studierenden bei der Austrian Beer Challenge Sieg bei der Staatsmeisterschaft im Bierbrauen 2019 und Studierende sind Vizestaatsmeister*innen im Bierbrauen 2018 sowie eine Nominierung beim Clusterland Award für das Kooperationsprojekt "Brau Tech II" der Fachbereiche Bioengineering und Verpackungs- und Ressourcenmanagement mit dem IMC Management Center Innsbruck und ecoplus Lebensmittel Cluster Niederösterreich.
Michael Maurer
Leiter der Studiengänge Bioengineering, Bioinformatik, Biotechnologisches Qualitätsmanagement, Bioverfahrenstechnik
Das Konzept des Brauens als Produktionsprozess lässt sich mit einer 150 Liter-Versuchsbrauanlage im neuen Gärungstechnischen Labor konsequent weiterverfolgen. Im Bereich hinter der Cafeteria entstand auf rund 120 m² ein zwei-Geräte Sudhaus mit angeschlossenem Labor für die Prozessentwicklung und Qualitätskontrolle. Die Brauerei wurde von der Firma Mavim errichtet und besteht aus einer Maisch-/Sudpfanne und einem Läuterbottich am Stand der Technik. Komplettiert wird die Anlage durch einen Wärmetauscher, drei zylindrokonische Gärtanks (ZKG-Tanks) – eine besondere Form der Gärtanks die unten spitz zuläuft –, mit einem Fassungsvermögen von je 150 Litern sowie einem weiteren ZKG-Tank, der drei Hektoliter fasst. Durch ein Sichtfenster im Restaurant Das Zehn können Interessierte einen Blick auf die Bierproduktion werfen.
Die Anlage wurde mit dem Automatisierungsprogramm BRAUMAT von Siemens am neuesten Stand der Technik realisiert. Sie verfügt über eine umfangreiche Sensorik, was insbesondere bei den Gärtanks wichtig ist, um die Prozesse lückenlos verfolgen zu können. Das Zusammenführen der Daten ermöglicht umfangreiche Analysen, Modelle und Simulationen. Im angeschlossenen Labor für Prozessentwicklung und Qualitätskontrolle können die Studierenden in bewährter Weise die Brauprozesse in vier mal 50 Liter Hobbybrauanlagen und klassischen ZKG-Tanks umsetzen und begleitende Analysen zur Qualitätskontrolle, von den Rohstoffen über In-Prozess-Kontrolle bis zur mikrobiologischen Beurteilung des Produkts durchführen. Das hier gebraute Bier wird in Flaschen und Fässern abgefüllt.
Die Brauanlage ermöglicht eine Vielzahl an praktischen Übungen, wie die Parametrierung von Reglern, Abläufe in der Automatisierung, Audits etc. Diese umfassende Versuchsanlage hat also das Potenzial, ein innovativer Inkubator für multidisziplinäre Bierideen zur werden. Deshalb steht die Anlage weiteren Studiengängen der FH Campus Wien zur Verfügung.