Linked Care: Von Insellösungen zum perfekten Infonetz

Im Grunde sagt der Projektname schon alles. Linked Care – vernetzte Pflege und Betreuung. Das Softwaretool, das in diesem Projekt entwickelt wird, sorgt für einen durch­gehenden Informationsfluss für alle an einem Pflege-, Therapie- und Betreuungsprozess beteiligten Personen.

Dieser neue Goldstandard für mobile Gesundheitsversorgung ist einzigartig in Europa. Das Pionierprojekt nimmt eine Entwicklung in Angriff, die sich in der mobilen Pflege und Betreuung tätige Personen schon lange ersehnen: digitale Dokumentation und Vernetzung für eine sichere und durchgängige Gesundheitsversorgung.

Selbstverständlich werden schon jetzt Gesundheitsdaten in elaborierten, zum Teil digitalen Dokumentationssystemen erfasst, aber lediglich solitär, in Insellösungen. Eine Weitergabe von not­wendigen Daten muss oft mehrmals und mühsam angestoßen werden, und es mangelt an Kompatibilität der Systeme. Das Forschungsprojekt Linked Care schafft Abhilfe. In der Zusammenarbeit von 13 Konsortialpartner*innen wird eine digitale Plattform für den Informationsaustausch entstehen, die Österreich zum europaweiten Vorreiter macht.

Eines für alle – alles in einem

Gesundheitsdaten sammeln sich in unterschiedlichsten Versorgungssettings an. Ist beispielsweise eine Person nach einem Krankenhausaufenthalt wieder zu Hause in Betreuung, erfolgt vielleicht eine weitere (ergo- oder physio-)therapeutische Behandlung, Medikamente müssen verabreicht werden, der Hausarzt oder die Hausärztin wird zur Nachkontrolle aufgesucht – überall werden Gesundheitsinformationen benötigt und fallen wichtige neue an. Diese führt Linked Care erstmals schnittstellenübergreifend digital zusammen. Für Klient*innen, Angehörige, Pflegende und Betreuende der mobilen Pflege und weitere Gesundheitsdienstleister*innen entsteht erstmals eine durchgehende Vernetzung. Das vereinfacht den Überblick für die Erkrankten, die Arbeit der Pflege- und Betreuungspersonen sowie der therapeutisch tätigen Personen und trägt zur Sicherheit der Klient*innen bei.

Big Player für die Vorreiterrolle Österreichs

Das Forschungsvorhaben, für das Elisabeth Haslinger-Baumann, Leiterin des FH Campus Wien Kompetenzzentrums für Angewandte Pflegeforschung, führend verantwortlich zeichnet, erfordert hohen interdisziplinären Einsatz. Von der FH Campus Wien sind die Departments Angewandte Pflegewissenschaft, Gesundheitswissenschaften und Technik beteiligt – im Besonderen der an diesen Schnittstellen angesiedelte Studiengang Health Assisting Engineering. Fünf der etabliertesten Organisationen aus Pflege und Betreuung bringen einen hohen Enduser-Praxisbezug mit ein. Fünf Technik-Partner*innen aus dem Bereich Gesundheits­software definieren und implementieren technische Standards neu. Wissenschaftliche Begleitung und insbesondere große Beachtung der Ethikthematik lassen ein Informationslevel entstehen, das kaum ein anderes Land in Europa erreicht.

Linked Care

Linked Care wird bis 2025 von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG als Leitprojekt der Ausschreibung Pflege-Challenge gefördert und vereint 13 Partner*innen: Expertise aus der mobilen Pflege und Betreuung bringen die Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit, Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung gemeinnützige GmbH, Wiener Rotes Kreuz – Rettungs-, Krankentransport-, Pflege- und Betreuungsgesellschaft mbH, Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste GmbH und Volkshilfe Wien gemeinnützige Betriebs-GmbH ein. Die technische Umsetzung erfolgt durch myneva Austria GmbH, LOIDL Consulting & IT Services GmbH, CompuGroup Medical CGM, Österreichische Apotheker-Verlagsgesellschaft m.b.H. sowie Steszgal Informationstechnologie GmbH. Die wissenschaftlichen Partner*innen FH Campus Wien und FH Technikum Wien sind ebenfalls mit an Bord. Die Universität Wien garantiert den großen Fokus auf Ethik.

Linked Care bietet ein Portal für alle, sprich Klient*innen, Pflegepersonen, Angehörige, Medizin, Apotheken sowie Therapie bis zu Versicherungen und trägt zur Vereinheitlichung bei.
Portraitfoto Elisabeth Haslinger-Baumann

Elisabeth Haslinger-Baumann

Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Pflegeforschung und Projektleiterin Linked Care

Drei Fragen an Elisabeth Haslinger-Baumann

Was verändert Linked Care für Klient*innen und deren Angehörige?

Direkt Betroffene sind aktiv in den Pflegeprozess eingebunden und erhöhen damit die individuelle Autonomie. Das System ist einfach zu bedienen und bietet einen schnellen Überblick über alle Daten, von Therapie über niedergelassene Ärzt*innen bis Medikation usw. Zu Pflegende sind die primäre Zielgruppe und entscheiden über die Weitergabe ihrer Daten. Angehörige können mit Linked Care den Pflegeprozess besser und durch¬gängiger planen.

Wie können Gesundheits- und Pflegedienstleistungsunternehmen profitieren?

Linked Care bietet ein Portal für alle, sprich Klient*innen, Pflegepersonen, Angehörige, Medizin, Apotheken sowie Therapie bis zu Versicherungen und trägt zur Vereinheitlichung bei. Auch ELGA, die elektronische Patientenakte, findet so Eingang in die Betreuungspraxis, neue Angebote wie Telemedizin/eHealth werden integriert. Hohe Automation und hoher Nutzen sind unsere Ziele zur Zufriedenheit von Mitarbeiter*innen und Kund*innen.

Was macht Linked Care für Sie so herausragend?

Die Dimension, der Leitprojektcharakter ist gewaltig. Wir vereinen führende Expert*innen aus Technik und Wirtschaft, Pflege und Betreuung, Wissenschaft und Ethik in einem schlagkräftigen Konsortium. Auch die Stärke des Advisory Board, in dem Interessenverbände, Ministerien, sozialpolitische Ämter, Krankenhäuser und Gesundheitsdienstleister*innen ihr Vertrauen und ihre Zuversicht für die Entwicklung von Linked Care signalisieren, macht uns sehr stolz.