Für Andere Wohnraum schaffen aus dem nachhaltigen Material Holz. Dieser Gedanke beschäftigte Markus Hörmanseder und Philipp Hüttl schon während des Studiums Bauingenieurwesen – Baumanagement. Die Umsetzung folgte sofort: Einzug in den Start-up Corner der FH Campus Wien, Unternehmensgründung von LibertydotHome – erste Prototypen der Tiny Houses aus Holz als mobile Wohnboxen für sozial benachteiligte Menschen entstanden. Auch heute prägen der soziale Gedanke und das Ziel, dem Klima und damit sich selbst Gutes tun, ihre Projekte.
Mit der Verleihung des Future Hero Awards zieht die FH Campus Wien den Hut vor einzigartigem Engagement und Handeln ihrer Absolvent*innen – Markus und Philipp zeigen mit ihren Holzhaus-Projekten, wie gelebte Nachhaltigkeit funktioniert. Danke dafür!
Datum: 18.1.2023
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2x volle Power für ein gemütliches Zuhause aus Holz
Lisa Baumgartner Also, wenn man da keine Lust aufs Umziehen und auf neue vier Wände bekommt. Ich bin sicher, Ihnen geht es auch so, wenn Sie sich die Häuser von Markus Hörmanseder und Philipp Hüttl ansehen. Die beiden sind Bauingenieure, haben bei uns an der FH Campus Wien den Bachelor im Studiengang Bauingenieurwesen - Baumanagement gemacht und schon während des Studiums ein Unternehmen gegründet. 2017 ging es los mit LibertydotHome. Die Idee war Tiny Houses aus Holz für sozial benachteiligte Menschen. Diese Gedanken - Social Business und klimafreundlicher, nachhaltiger Baustoff, die finden andere einfach bewundernswert und inspirierend. Das zeigt auch die Auszeichnung zum Future Hero. Diesen Award verleiht die FH Campus Wien: Zuerst wählt eine Jury aus den Nominierten aus und dann gibt es noch ein offenes Voting. Markus Hörmanseder sitzt bei mir und wird uns alles genauer erzählen. Grüß dich, Markus.
Markus Hörmanseder Hallo! Danke für die Einladung.
Lisa Baumgartner Sehr gerne. In deinem Video zur Bewerbung beim Future Hero Award greifst du gleich heraus, worum es dir geht, nämlich um die Energiewende. Was meinst du damit?
Markus Hörmanseder Das spricht ein bisschen das an, dass die Bauwirtschaft eigentlich im Herzen der Gesellschaft ist. Das heißt Bauen ist ein sehr als universelles Thema. Bauen geht grundsätzlich immer jeden etwas an und in unserer Zeit ist natürlich die Energiefrage eine sehr große Frage, die geklärt werden muss, die auch sozusagen abgebildet werden muss in der Bauwirtschaft. Und, wenn man da holistisch oder ganzheitlich drauf schaut, ist eine Energiewende eigentlich nur mit einer Baukulturwende möglich. Das heißt natürlich die Frage beantworten, was für Baumaterialien wir verwenden, aber auch, wie man sozusagen sinnvolle Bauprojekte organisieren, koordinieren, realisieren kann. Das grenzt sehr, sehr stark an die Energiefrage an.
Lisa Baumgartner Mit eurem Schaffen, habt ihr dabei so was wie eine Pionierrolle?
Markus Hörmanseder Ich glaube, alle, die in diesem Feld aktiv sind, sind irgendwo Pioniere. Weil es natürlich der Zeitgeist jetzt verlangt, dass man gewisse Paradigmen ändert, dass man irgendwo eine Welt baut, die Sinn macht und nicht nur eine Welt baut, die - eindimensional gedacht - Profit bringt oder profitabel ist. Das ist in unserer Zeit ein bisschen zu wenig. Und da ist man natürlich irgendwo Pionier, wenn man auf diesem Feld agiert und neben dem Profit, auch soziale, ökologische Standards einfordert und das auch gern sehen würde in der Preisbildung. Das ist nämlich eine sehr spannende Frage, wie wir aktuell zum jeweiligen Preis in unserer Wirtschaft kommen.
Lisa Baumgartner Holz als Baumaterial, was macht das aus?
Markus Hörmanseder Sehr, sehr viel. Denn es kommt nämlich mit der Intelligenz der Natur daher. Es ist ein High Performance Baustoff, der sozusagen aus der Natur kommt. Ganz ein schönes Beispiel ist, wenn man es sich molekular anschaut: Also Chlorophyll zum Beispiel, ist natürlich der Stoff, der sozusagen die CO2 Bindung möglich macht bei den Pflanzen, das schaut molekular relativ einfach aus. Da ist als Spurenelemente, das ist Magnesium, in der Mitte und dann Benzol-Ringe rundherum. Und wenn man da nur das Spurenelemente austauscht, Magnesium austauscht mit Eisen, hat man auf einmal Hämoglobin. Das ist natürlich unser Blutstoff ist, vom menschlichen Organismus. Und da sieht man, wie ähnlich wir sozusagen unserem Baustoff Holz sind. Der nicht nur so zwischenmenschliche feinstoffliche Aspekte mitbringt, sondern auch natürlich statische Fragen beantworten kann, ein paar physikalische Fragen beantworten kann und natürlich letztendlich ästhetische Fragen beantworten kann. Das heißt, das ist für mich sogar eine eierlegende Wollmilchsau, dieser Baustoff. Was natürlich nur peripher stimmt. Also, ich glaube sehr, sehr stark an die Hybridbauweise, das heißt, alle Baustoffe haben seine Berechtigung oder ihre Berechtigung. Die Frage ist nur, wo man sie einsetzt.
Lisa Baumgartner Du hast es schon ein bisschen beantwortet: Welche Bedeutung hat für dich Holz persönlich? Warum macht Holz sich so wertvoll für dich?
Markus Hörmanseder Hab schon ein bisschen erzähl jetzt, warum ich zu Holz eine ganz spezielle Verbindung habe. Einfach, weil sozusagen der menschliche Organismus sehr, sehr nahe dem Baustoff Holz ist. Und wo kommt Holz her? Nämlich aus der Forstwirtschaft, aus dem Wald. Und das finde ich systematisch sehr interessant. Weil, wenn man sich anschaut, den Wald als System zu verstehen, sieht man da zum Beispiel im konstruktiven Bereich bei uns im Holz, Fichte als sehr weitverbreitet das sehr dominanten Baustoff. Und warum ist das so? Fichte ist eigentlich der Baum, der am meisten gibt und darum möchte auch jeder Baum neben der Fichte stehen und diese Symbolkraft sehen und systematisch versuchen zu übertragen in unser menschliches Dasein, in unsere Gesellschaft, finde ich einen sehr spannenden Ansatz, ja.
Lisa Baumgartner Jetzt müssen wir natürlich verraten, Liberty.Home hat wo seine Heimat, ihr habt viele Bäume um euch herum?
Markus Hörmanseder Genau, wir sind aus dem Innviertel, aus Oberösterreich aus der ländlichen Region, wo natürlich der Holzbau irgendwo schon sehr, sehr gut angekommen ist in der Gesellschaft. Wo es natürlich aber auch spannend ist dann der Wechsel, wie wir damals sozusagen in die Stadt gekommen sind, nach Wien zum Studieren, war allein doch die bauliche Frage sehr, sehr groß. Warum ist die Perspektive so, wie man es jetzt machen, auch im städtischen Bereich? Warum ist die Rolle des Autos so sehr gewichtet? Das heißt, das ist in allen Bereichen, in der Bauwirtschaft, ob jetzt ländlich oder urban sehr, sehr interessant. Und ich glaube, dass speziell Holz da überall seine Berechtigung hat - in der Fläche natürlich.
Lisa Baumgartner Wir sind schon mittendrin im Blick zurück. Gehen wir an den Ursprungsort von eurem Unternehmen zurück, die FH Campus Wien. Ihr habt hier studiert. Welche Inspiration habt ihr von hier mitgenommen?
Markus Hörmanseder Ganz, ganz viel. Das freut mich immer ganz besonders, wenn ich hier herkomme. Also, der Philipp und ich reflektieren sehr, sehr oft dieses Geschehen, was bei uns passiert. Und sind dann immer wieder erstaunt, wie viele Wurzeln sozusagen vom Status quo sich eigentlich zurückhandeln in Richtung der FH, weil dort natürlich unser Momentum angefangen hat. Also, wir haben sehr, sehr früh im Start up-Corner einziehen dürfen, haben mit den Verantwortlichen an den Anfängen unserer Idee gearbeitet, haben auch dort sozusagen ein richtig schönes Momentum zusammengebracht. Dass man einfach Unterstützung kriegt als junger Mensch, wo man so eine sehr inkonkrete Ideen noch hat, Richtung Expert*innen da Fragen stellen kann, einfach auch Superantworten kriegt, Infrastruktur zur Verfügung kriegt. Da sind wir ins Tun gekommen und von der Theorie schrittweise Richtung Praxis, sodass wir jetzt in der Lage sind, immer mehr an Reichweite und Wirkungskraft zu gewinnen mit LibertydotHome, dass man eben eine Welt bauen, die Sinn macht.
Lisa Baumgartner Du sagst „inkonkret“, aber es war dann doch etwas sehr Konkretes, was rausgekommen ist, die Tiny Houses, die ihr hier entwickelt habt, die waren ja sehr klein, ich glaube, sechseinhalb Quadratmeter. Und trotzdem ist alles drinnen, was zum Wohnen notwendig ist, oder?
Markus Hörmanseder Ganz genau. Das war sozusagen der Hintergrund dieser Sache war, dass man mit einer sehr ausgereiften, sehr sinnvollen Planung eben diesen Flächenverbrauch und diese Verschwendung, die dort platziert wird in den letzten Jahrzehnten, sozusagen ein bisschen entkräften kann. Wir wollten zeigen, da war auch das Kompetenzzentrum für Bauen und Gestalten und die FFG (Forschungsförderungsgesellschaft) maßgeblich beteiligt, dass man zu einem vollständigen Haus kommt, das, wie du richtig sagst, auf 6,5 Quadratmeter auskommt, da wollten wir diesen Flächenverschwendungsdrang ein bisschen entgegenwirken.
Lisa Baumgartner Also, was ist jetzt alles drin, damit wir es konkretisieren?
Markus Hörmanseder Das ist so alles drin, was man braucht. Da ist ein Bett drinnen, es ist eine Küche drin, es ist ein kleines Wohnzimmer, kann man auch sagen, drinnen, es ist ein Badezimmer, drinnen mit Dusche, WC und Waschtisch. Das heißt: Alles, was sozusagen das menschliche Bedürfnis, die Bedürfnispyramide braucht.
Lisa Baumgartner Vom Studenten zum Unternehmer. Das ist ja alles eigentlich sehr schnell gegangen. Wenn du heute an die Anfänge zurückdenkst von Liberty.Home, was fällt dir als Erstes ein?
Markus Hörmanseder Wie schwierig das ehrlicherweise ist, dass man sozusagen ein Unternehmen von Null auf aufbaut und wie wertvoll eine Eigenschaft ist, die ich beschreibe als maximale Anpassungsfähigkeit. Philipp und ich haben das beweisen müssen, jetzt auch während der Corona-Phase, dass man unseren Fokus ändert, dass man wendig, flexibel bleibt. Das ist ein Aspekt, der mir sofort einfällt. Und wie gut und wie wertschätzend es ist, dass andere Meinungen da sind. Der Philipp und ich sind menschlich sehr unterschiedlich. Uns eint natürlich diese Idee, diese übergeordnete, sinnvolle Idee von Liberty.Home. Wir kommen aber menschlich sehr unterschiedlich auf unsere Lösungen und wertschätzen aber den Gegenüber sehr, sehr. Und das ist, glaube ich was, was auch gesellschaftlich irgendwie relevant ist, dass das Andere, das Verschiedene, schon auch eine sehr dominante Rolle hat. Und das leben der Philip und ich. Die Leute beschreiben das immer so, der Philipp hat die Wurzeln und ich habe die Flügeln und gemeinsam sozusagen glaube ich, decken wir sehr, sehr viel vom Spektrum ab. Wo wir mittlerweile auch immer mehr Leute jetzt auch an Liberty.Home ziehen können bzw. da entsteht jetzt so eine Art Gravitationskraft. Wir sind mittlerweile sieben Personen, die agieren dort und da ist nicht nur so, dass man miteinander arbeitet, sondern miteinander denkt, miteinander lebt, miteinander auch seinen Sinn dann sucht. Und das ist, glaube ich, etwas, was sehr erfüllend ist als Mensch und nicht nur rein als Arbeiten zu betrachten ist.
Lisa Baumgartner Fällt dir ad hoc ein Motto, ein, das Philipp hat, einen Spruch, den er immer wieder sagt?
Markus Hörmanseder Zu mir sagt er natürlich immer: "Vergiss deine Wurzeln nicht, das heißt deine Visionen, deine Pläne sind natürlich sehr gut, brauchen aber einen Realitätscheck." Und das ist er sozusagen dann und dann in der Symbiose funktioniert das meistens und er, er ist schon sehr, sehr strikt mit mir, was sehr, sehr gut ist, dass er mich einfängt, wann ich zu weit fliege praktisch.
Lisa Baumgartner Was meinst du, können andere von euch als Unternehmensgründer lernen?
Markus Hörmanseder Also, was schön wäre: Wenn man sozusagen als Beispiel gesehen werden kann, ist, dass es bei einer Idee nicht nur um fachliche Performance geht, sondern auch um moralische Performance. Und das ist etwas, wo dann die persönliche Erfüllung drinsteckt, wo man sich ganz, ganz wenig Gedanken machen muss über Motivation oder Einsatzwillen, weil dann auf einmal die Idee anfängt, dass sie trägt. Und das ist für mich eine sehr, sehr wichtige Eigenschaft, dass man das auch weitergibt und dass man da als Beispiel auch dienen kann, dass es eben nicht nur um fachliche Performance geht, sondern speziell um moralische Performance und dann letztendlich um die Kombination aus den beiden.
Lisa Baumgartner Du sprichst auch stets von Verantwortung, die du es Unternehmer, als Social Business trägst. Welche Verantwortung hast du denn?
Markus Hörmanseder Sehr große, würde ich jetzt einmal sagen. Zumindest möchte ich das so sehen, dass jeder Akteur - und ich kann jetzt nur für die Bauwirtschaft reden - der dort agiert, eine sehr große Verantwortung hat. In der Bauwirtschaft ist dies mitunter das Wichtige, dass man langfristig denkt, dass man zirkulär denkt, das heißt im Kreislauf denkt und dass man rekursiv denkt. Das heißt, systematisch erkennt, dass es Einzelsysteme gibt, die wiederum eingebettet sind in größere Systeme. Und so ist eigentlich unsere Welt, unsere Natur aufgebaut, was natürlich irgendwo diese anderen Modelle oder die Herangehensweise, wo alles sehr deterministisch ist, sehr vorhersehbar - man glaubt, man hat im Modell alle Einflussgrößen sozusagen erwischt und kann die Zukunft vorhersehen - das ist aus meiner Sicht nicht der Fall. Das heißt, ich würde da sehr für einen holistischen und ganzheitlichen Zugang plädieren, wo man sozusagen zwei Halbwahrheiten kombinieren kann und eben eventuell diese fachliche und moralische Komponente sehr, sehr gleichwertig sieht.
Lisa Baumgartner Hast du eine Verantwortung deinen Mitarbeiter*innen gegenüber?
Markus Hörmanseder Absolut. Ich betrachte sie auch nicht als Mitarbeiter*innen, sondern als Mitdenker*innen. Ich möchte Liberty als Anlaufstelle für Sinn etablieren, ich möchte viel Freiraum lassen für diese Mitdenker, damit sie Platz haben für ihre Persönlichkeiten und ihren eigenen Sinn dann erkennen im Kollektiv und auch im Individuellen, wo man sozusagen den persönlichen Sinn dann mit dem kollektiven Sinn kombinieren kann. Dann glaube ich, spricht man von Erfüllung, von erfüllender Arbeit, von wertschätzender Arbeit und von menschengerechter Arbeit.
Lisa Baumgartner Wenn ich mir so euer Portfolio anschaue von Liberty.Home, ihr habt ja schon einige Ideen umgesetzt: Die Tiny Houses sind entstanden, dann gibt es Brand Chalets, Eventchalets und Liberty Homes. Erzähl uns mal, was ist das alles?
Markus Hörmanseder Sehr breites Spektrum, natürlich dahinter steht immer sozusagen dieser Holzgedanke, modulare Gedanke. Wenn wir uns jetzt kurz anschauen, die Brandchalets zum Beispiel: Dann ist das ein Holzbau, der mobil ist, der in neuen Sphären agieren kann, der mitfahren kann, der flexibel ist, der zum Beispiel für Firmen neue Produktinszenierung bedeutet. Wo man, ich nenne es mal im Kontext von Messestand, das ganze mit häuslicher, mit Wohnqualität, die das Holz innehat platzieren kann, dann seine eigenen Produkte in der neuen Welt, im 21. Jahrhundert inszenieren kann. Das ist etwas, was sehr, sehr gut am Markt ankommt. Andere Geschichte ist: Wir haben jetzt kürzlich ein Chalet gebaut, dass modular gedacht worden ist und auch umgesetzt worden ist, wo man in der Halle dreidimensionale Module vorfertigt, wo auch zum Beispiel schon die Einrichtung drin ist, wo der Boden gelegt ist. Das fährt noch nicht ganz, aber fast, fix fertig auf die Baustelle, wird dann dort justiert, das Chalet hat in etwa 100 Quadratmeter und ist in einem Tag bezugsfertig. Das Ganze ist auch so gedacht zum Thema der Bodenflächenversiegelung: Das ist sehr, sehr akut bei uns in der Bauwirtschaft. Wie kommen wir mit unsere Konzepte aus, dass man keine Quadratmeter Bodenfläche versiegeln, was für uns sehr, sehr wichtig ist und speziell im Produktsegmente des Chalets, weil das natürlich immer sehr hohe Schnittstelle in der Natur hat, es ist immer exponiert, es ist immer sehr, sehr im naturbezogenen Segment zu Hause und da wollte man einfach einmal zeigen, dass man das Ganze auch mit sehr viel Respekt zu der Umwelt machen kann, nämlich ohne Bodenflächen zu versiegeln. Das ist einmal das eine. Das andere ist, wir machen momentan mittlerweile sehr große Projekte, wo wir als Generalunternehmer aktiv sind. Weil Generalunternehmer nicht aus Zufall, sondern, das ist die eine Stelle, wo alle Fäden zusammenlaufen. Und dort hat man auch Chancen, dass man Prinzipien, Haltungen weitergibt. Das machen wir, und das ist, das ist uns ein Herzensanliegen. Und so sind wir natürlich sehr breit aufgestellt, bleiben aber in der Struktur wendig und flexibel.
Lisa Baumgartner "Keine Idee ist zu groß, kein Gipfel zu hoch" - das ist ein Statement von Philipp und von dir. Die Großprojekte wickelt ihr auch nach eurem gelebten Prinzip "so wenig wie möglich Bodenversiegelung, nachhaltig und regional gebaut" ab. Und ein ganz besonderes habt ihr jetzt auch gerade in der Umsetzung. Erzähl einmal davon.
Markus Hörmanseder Absolut, also da muss ich sagen, ist ein Traum in Erfüllung gegangen für uns. Wir werden mit dem SOS Kinderdorf sehr, sehr intensiv zusammenwachsen. Aktuell bauen wir ein neues Dorf am Fuße des Traunsteins bei uns in Oberösterreich, wo man für fast 100 Kinder ein Dorf bauen, das neue Standards hat. Also nicht nur in der Pädagogik dahinter, sondern auch in der Baukultur. Es ist der Schwerpunkt natürlich im Holzbau. Wir sind dort die Generalunternehmer, sind zuständig dafür, dass diese Qualität, die aus der Planung kommt, auch nach Hause kommt, für diese Kinder realisiert werden kann. Was uns dabei ganz, ganz wichtig ist, ist, dass man auch dort holistisch ganzheitlich drauf schaut und auch dieses Element der Kinder mitnimmt. Wir machen dort Kinderreportage, eine Baureportage, wo man mit diesen Kindern, die dann dort auch einziehen, durchgehen durch die Baustelle, wir zeigen ihnen das Handwerk, bringen ihnen das näher. Sie sind natürlich extrem neugierig, was da passiert und so und es ist für uns auch massive Erfüllung, dass wir das machen dürfen mit den Kindern. Macht extrem Spaß und da sind wir dann wieder genau in der Kombination, wo man sagt, diese Kinder haben natürlich absolute Präzision und fachliche Performances verdient. Aber genauso diese moralische Komponente, die für sie ist und aber auch für uns ist, weil es als Unternehmer, als Mensch gibt es ja nichts Erfüllenderes als wie so ein Projekt zu machen. Und das ist wie gesagt, der Traum, der in Erfüllung geht. Das Ganze zieht sich bis September 2024, wo wir ja jetzt noch knapp zwei Jahre haben, dass wir mit diesen Kindern ein Dorf bauen, das die Welt ein Schritt in die richtige Richtung bringt. Dass man eben sagt, man baut der Welt, die sinnvoll ist.
Lisa Baumgartner Als Kind auf einer Baustelle herumgehen dürfen, herumspazieren dürfen, sich alles genau anschauen - ist ja ein Traum. Normalerweise steht immer nur "Betreten verboten". Haben die Kinder auch Ideen? Ich meine, sie haben sicherlich sehr viele Fragen, aber bringen sie auch Ideen, die sie dann umgesetzt haben wollen?
Markus Hörmanseder Absolut, absolut. Es ist natürlich das Spannungsfeld, das du ein bisschen ansprichst, ist Baustellensicherheit. Natürlich mit den Kindern, wie geht das zusammen. Also da sind wir sehr, sehr strikt auch. Also, es gibt gewisse Termine, da dürfen wir natürlich rein mit den Kindern. Dann gibt es auch Zeiten, wo wir nicht dürfen. Was wir gemacht haben, ist: Wir haben bei der Baustelleneinrichtung so ein Art Dachterrassen gebaut, wo die Kinder von der Ferne, in Sicherheit dann zuschauen können.
Lisa Baumgartner Ein Aussichtsturm.
Markus Hörmanseder Genau, das ist so eine Idee gewesen, die auch von Kindern dann gekommen ist. Wir haben bei den Baustellenzäunen Zeichnungen von den Kindern digital erfasst und das dann mit ihnen gemeinsam aufgehängt. Da haben sie natürlich dann gleich eine Identifikation mit diesem Projekt, mit diesen Häusern, die entstehen für sie. Das heißt wir sind sehr, sehr offen, sehr, sehr glücklich, dass die Ideen auch von Kindern kommen und wir die auch umsetzen dürfen dann gemeinsam mit den Akteuren vom SOS Kinderdorf.
Lisa Baumgartner Das heißt, ihr steht unter strenger Beobachtung während der ganzen Bauzeit?
Markus Hörmanseder Würde ich so sehen, ja.
Lisa Baumgartner Kommen wir noch einmal zum Future Hero Award. Das ist ja nicht euer erster Preis. Ihr habt ja schon einige Jurys überzeugt. Welche Trophäen hast du denn schon daheim?
Markus Hörmanseder Da muss ich - das sage ich ganz bewusst - WIR, also, Liberty.Home und die FH Campus Wien, haben schon einige Preise abholen dürfen. Eine Geschichte, die ich wahrscheinlich mein ganzes Leben lang nicht vergesse, ist der erste Preis gewesen. Das war der Social Impact Award, wo wir zum World Summit nach Georgien geflogen sind und am Tag später war die Staatspreis-Verleihung in Wien dann wieder. Jetzt haben wir da früher zurückgeflogen und waren dabei beim Staatspreis und haben ehrlich gesagt nicht daran geglaubt, dass wir da irgendwie zum Zug kommen und dann ist es so passiert, dass wir den auch gewinnen haben dürfen und so haben wir natürlich als Team, als Liberty.Home und als FH Campus Wien schon einiges erreichen dürfen. Was jetzt den Future Hero Award betrifft, das ist natürlich eine sehr persönliche Sache. Ist auch für mich einer der Awards, die meine Lieblingsawards waren, wenn man das so nennen kann. Ja, Future Hero, das ist ein sehr, sehr großer Ausdruck. Zwei Sachen, die mir einfallen dazu. Erstens: Man ist als FH dort... Wir haben natürlich einen guten Start gehabt als Liberty und man (die FH) ist da in Vorleistung gegangen, also ich sehe das schon, dass wir sozusagen einen guten Start gehabt haben. Dass man echt ein Zukunftsheld ist, da sind wir schon noch in der Pflicht und das werden wir auch organisieren. Weil der Philipp und ich, wie gesagt, sich ganz, ganz wenig Gedanken über Einsatzwillen, über Motivation machen. Unsere Idee trägt uns und das wird auch dazu führen, dass man sozusagen diese Vorleistung auch bedienen können. Und das zweite ist, dass ich sagen möchte, dass diese FH funktioniert, also diese Brutstätte der FH funktioniert, der Start-up Corner, der funktioniert und das ist mir ganz, ganz wichtig, dass ich das betonen kann, weil das natürlich eine Initiative war, die vor Jahren einmal gewachsen ist, jetzt dann, glaube ich, schön kleinweise anfängt, diese Früchte zu ernten. Und ich möchte alle Verantwortlichen, alle Akteure vom Start-up Corner und der FH generell absolut mein Respekt aussprechen, dass junge Menschen mit Sorgen, mit einer sehr inkonkreten Idee eine Anlaufstelle finden, wo man beflügelt wird und wo man auch diese Energie bekommt, dass man diesen Weg dann auch geht.
Lisa Baumgartner Welche Motivation, welche Wegrichtung möchtest du uns allen mitgeben, damit wir alle wie Zukunftshelden, wie Future Heroes handeln?
Markus Hörmanseder Ich möchte plädieren dafür, dass erstens jeder seine Idee sucht, dass er den Mut aufbringt und achtgibt darauf, dass seine Idee sinnmaximierend ist für einen selber und für das große Ganze. Dann möchte ich plädieren dafür, dass man endlich damit anfangen, Halbwahrheiten als solche zu sehen und als solche zu akzeptieren und das große Picture sozusagen zusammenbauen aus diesen Halbwahrheiten. Das heißt ganzheitliches Denken wäre wichtig, Kreislaufdenken wäre wichtig. Nicht als Mensch zu glauben, man ist besser oder intelligenter wie die Natur. Das wird nicht der Fall werden, weil der Mensch ein Teil der Natur ist. Und so muss man das auch sehen, dass man die Natur systematisch erkennt und dort Muster für uns als Menschen ableitet. Sozusagen mit allem Fortschritt, mit allen technischen Raffinessen, die wir ja haben als Menschheit, dass wir aber nicht vergessen, wo wir herkommen. Dieses Credo von uns, Vorsprung führt zum Ursprung, ist etwas sehr, sehr Persönliches, aber dann auch etwas, was im Kollektiv möglicherweise ein guter Leitfaden ist.
Lisa Baumgartner Dann wünsche ich euch alles Gute, besonders jetzt natürlich für das SOS Kinderdorf, für die Großbaustelle und für alle anderen Ideen und Umsetzungen, die von Liberty.Home noch kommen.
Markus Hörmanseder Vielen Dank. Danke.
Bachelorstudium Bauingenieurwesen – BaumanagementDepartment Bauen und GestaltenFuture Hero AwardCampusnetzwerk der FH Campus WienLibertydotHomeBaustellenreportage SOS-Kinderdorf in Altmünster
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