Sonography - den Menschen durchschauen

Welche Antworten Radiologietechnolog*innen mit Hilfe von Sonografie erhalten.

Untersuchungen mit Hilfe von Röntgenstrahlen, Ultraschall, Magnetresonanz und dergleichen bringen für Diagnostik und Gesundheitsversorgung entscheidende Vorteile. Wie die Verfahren funktionieren, diese anwenden und Diagnosen erstellen, lernen Studierende im Bachelorstudium Radiologietechnologie. Vertiefte Expertise und Spezialisierung, genauso wie interdisziplinäre Teamwork auf Augenhöhe, etwa mit ärztlichem Personal, stellt Barbara Kraus als Leiterin des akademischen Hochschullehrgangs Sonography in den Mittelpunkt. Sie spricht über internationalen Wissenstransfer, Hands- on Training am Sono-Simulator und den vielfältigen Einsatz von Sonografie.

Datum: 28.05.2024

Sonography - den Menschen durchschauen
Lisa Baumgartner
Beim Arzt - Vorsorgeuntersuchung oder bei einem Akutfall - kennen Sie das, bevor es dann an die Diagnose geht: "Also, wir machen noch ein Röntgen, einen Schall, ein MR, CT...". Und sicher gibt es noch mehr Verfahren, die Aufschluss geben. Herzlich willkommen hier bei neunmalklug! Ich bin Lisa Baumgartner von der FH Campus Wien, und ich muss sagen, ich persönlich, in so einer Arztsituation, ich verwechsle da ja so manches. Werde ich jetzt in eine Röhre reingeschoben oder welche Untersuchung erwartet mich nun tatsächlich? Welches Bildgebungsverfahren bringt welche Aufschlüsse und welche Ergebnisse? Fragen, die mir meine heutige Gesprächspartnerin bestens beantworten kann. Barbara Kraus ist Radiologietechnologin, lehrt im Bachelorstudiengang Radiologietechnologie an der FH Campus Wien und ist Programmleiterin des akademischen Hochschullehrgangs Sonography. Hallo Frau Kraus.
Barbara Kraus
Hallo.
Lisa Baumgartner
Wenn ich mich jetzt für Medizin und Technik interessiere, dann bin ich beim Bachelorstudium Radiologietechnologie genau richtig?
Barbara Kraus
Ja, dann sind sie bei uns richtig. Wir freuen uns über Interessierte, Bewerberinnen, über Studierende, die sich für beide Bereiche Medizin und Technik und natürlich auch für den Menschen, die Patientinnen und Patienten, interessieren.
Lisa Baumgartner
Um es uns klar zu verdeutlichen, was ist denn der Unterschied zwischen Radiolog*innen und Radiologietechnolog*innen?
Barbara Kraus
Die Radiologietechnolog*innen erstellen die Bilder, das heißt, wir bekommen von einem zuweisenden Arzt, einer zuweisenden Ärztin eine Anforderung einer Untersuchung, eben MR, CT, konventionelles Röntgen, Ultraschall, was auch immer in die Richtung. Dann wird von der Radiologietechnologin, dem Radiologietechnologen dieses Bildmaterial oder diese Bilderserie eben je nachdem, welche Modalität, also welches Verfahren angewandt wird, erstellt, in Zusammenarbeit, im Team, natürlich auch unter Mithilfe des Patienten, der Patientin und der Radiologe, die Radiologin befundet dieses Bildmaterial, diese Bilderserie. Das heißt mit der von Radiologietechnolog*innen erstellten Bilder können die Radiologinnen und Radiologen eine Diagnose erstellen. Das ist der große Unterschied. Es gibt Bereiche natürlich, zum Beispiel in der Angiografie, das sind Gefäßdarstellungen, wo der Radiologe, die Radiologin natürlich auch aktiv an der Bilderstellung mitarbeitet. Man arbeitet hier in einem Team, das heißt, der Radiologe, die Radiologin führt diesen Eingriff, letztlich ist es ja eine invasive Art der Untersuchung, dann durch, und die Radiologietechnologin, der Radiologietechnologe unterstützt hier, indem das Bildmaterial durch Bedienung der Tischelemente, durch Bedienung der Bildverstärker, also der Röntgenröhre, mit den entsprechenden Gerätschaften hier dann erstellt werden.
Lisa Baumgartner: Sie haben jetzt schon einige bildgebende Verfahren genannt, diese bringen je nach Methode und nach Strahlenart eben unterschiedliche Aufschlüsse. Eine Untersuchungsart, die besonders häufig angewendet wird, ist die Sonografie. Mit Hilfe von Ultraschall wird organisches Gewebe untersucht. Also, das ist mein bescheidenes Wissen darüber, wie funktioniert Sonografie tatsächlich?
Barbara Kraus
Das Grundprinzip ist das Echoprinzip, also das heißt, Ultraschall wird aus dem Ultraschallkopf, der Sonde, dem Transducer, ausgesendet. Es wird eine Schallwelle ausgesendet. Die Schallwelle trifft im Körper des Patienten, der Patientin, auf unterschiedliche Organgrenzen und wird hier dann wieder zurück an die Sonde reflektiert. Es gibt zig Effekte und Wechselwirkungen, auf die wir hier jetzt nicht näher eingehen. Aber letztlich, ich habe eine Energie, eine Empfangsleitung, die dann letztlich wieder an den Ultraschallkopf zurückkommt und dort dann zu einem Bild verarbeitet wird.
Lisa Baumgartner
Ultraschall. Die meisten von uns bringen diese Untersuchungsart mit Untersuchungen während der Schwangerschaft in Verbindung, aber die Erstellung von Sonogrammen hat viele Anwendungsgebiete. Welche denn?
Barbara Kraus
Ja, wir können natürlich den gesamten Bauchraum, das Abdomen, darstellen. Wir können die Gefäße in unterschiedlichen Körperbereichen darstellen. Wir können das Herz sehr gut darstellen. Viele, vor allem werdenden Mütter oder Eltern, werdenden Eltern, ist natürlich auch die Darstellung des im Bauch heranwachsenden Kindes von Interesse, also die Schwangerschaftsdiagnostik. Hier vor allem sind die Haupteinsatzgebiete der Sonografie zu sehen.
Lisa Baumgartner
Gibt es noch irgendetwas, wo sie sagen: Ja, das macht für mich Sonografie besonders aus?
Barbara Kraus: Was es schon besonders macht, ist, dass natürlich die Zusammenarbeit letztlich mit dem Patienten, mit der Patientin eine intensive sein kann oder auch ist, weil ich auch auf die Kooperation hier oftmals angewiesen bin. Und, was ich zuvor noch vergessen habe zu sagen, man kann auch wunderbar das gesamte muskuloskelettale System, also die Gelenksdarstellung, mit den entsprechenden Muskel, Sehnen und Bänder, funktioniert grandios mit der Ultraschalldiagnostik. Wir können Nerven darstellen, also wir können bis in kleinste Details arbeiten. Und ich denke, also für mich ist dieses ganze breite Spektrum, das wir hier in Untersuchungsmöglichkeiten und Anwendungsgebieten zur Verfügung haben, sehr spannend. Besonders finde ich auch, dass ich natürlich Kinder jeglichen Alters untersuchen kann und hier sogar die Frakturdiagnostik eigentlich eine Rolle spielen könnte, weil die beim kindlichen Knochen auch noch ganz wunderbar funktioniert - also, die Sonografie funktioniert hier noch ganz wunderbar als Diagnoseoption. Und ein Alleinstellungsmerkmal für die Sonografie ist die Dynamik in der Untersuchung. Das heißt, gerade die Bewegung zeigt mir oft Läsionen, die ich vielleicht in einem statischen Untersuchungssetting nicht gesehen hätte, und es bietet doch einen sehr, sehr großen Vorteil in der Diagnostik.
Lisa Baumgartner
Das heißt, wenn ich das richtig verstehe, Kinder werden ja erst bei einem gewissen Alter Röntgenuntersuchungen, also der Röntgenstrahlung ausgesetzt. Aber Sonografie ist für Kinder jeden Alters möglich, und es ist auch noch im Vorteil, weil sie sich bewegen dabei?
Barbara Kraus
Na, das muss man ein bisschen differenzieren, also es entscheidet immer die Indikation, also die medizinische Notwendigkeit, über das angewandte Verfahren. Es gibt eigentlich kein Alterslimit sowohl für Anwendung von Röntgenstrahlung als auch für die Anwendung von Sonografie. Also die absolute Indikation liegt immer dann vor, wenn die diagnostische oder therapeutische Maßnahme notwendig ist, um negative gesundheitliche Folgen für den Patienten oder die Patientin zu minimieren. Aber, ich kann natürlich bei Kindern anders vorgehen in der Sonografie, weil ich eben keine Röntgenstrahlung einsetze, auch, wenn ich natürlich das sogenannte ALARA-Prinzip einhalten muss.
Lisa Baumgartner
Was ist das?
Barbara Kraus
Das heißt auch der Einsatz der Sonografie beruht eben auf diesem Prinzip, das heißt: As Low As Reasonably Achievable. Das heißt auf Deutsch, also hier muss die Energie, der Energieeintrag so gering wie vernünftigerweise erreichbar möglich sein. Das heißt, dieser Schutz des Patienten, der Patientin hat auch hier eine Relevanz, und die müssen wir natürlich als Radiologietechnologie noch kennen und wissen. Aber, ich kann hier anders agieren, weil ich vielleicht die eine oder andere Minute mehr Zeit aufbringen kann, und die ist positiv investiert, wenn ich auf ein Kind positiv einwirken kann, wenn ich einem Kind auch dadurch vertrauen in eine Untersuchungssituation geben kann. Und dieses Kind wird dann mein Partner, meine Partnerin in einer Untersuchung sein, hier wahrscheinlich gut mitarbeiten, weil es eben merkt, es tut nicht wirklich weh, wenn ich diese Ultraschallsonde aufsetze. Wenn ich den kleinen Patienten, die kleine Patientin, wenn man das jetzt so sagen darf, vorwarnen, dass vielleicht das Ultraschallgel kühl ist. Aber das ist das Einzige, was jetzt vielleicht unangenehm wird. Wenn Kinder, die die Sonde angreifen dürfen und dann vor allem auch ein bisschen natürlich am Bild mitschauen können und man ihnen dann vielleicht auch ein bisschen erklären kann, was man hier sieht. Und die Dynamik per se in der Untersuchung hilft uns manchmal bei der Diagnosestellung. Also, es ist jetzt natürlich nicht so, dass wir herumzappeln dürfen, aber manchmal hilft es wirklich wahnsinnig, wenn man sagt, man muss jetzt vielleicht bei einer Schulter den Arm, den Oberarm in die eine oder in die andere Richtung drehen. Oder bei einer Abdomenuntersuchung, also wenn wir den Bauch untersuchen, dass wir dann zum Beispiel den Patienten, die Patientin bitten, tief einzuatmen oder ganz tief auszuatmen oder in einem bestimmten Rhythmus zu atmen. Und das kann man ganz wunderbar auch trainieren, wenn das für die Patient*innen manchmal in der Untersuchungssituation eine Aufregung darstellt. Man darf nie vergessen, der Patient, die Patientin ist in einer Ausnahmesituation. Für uns ist es tägliche Routine, für den Menschen, der hier zu uns kommt, nicht. Weil es bedeutet, ja vielleicht über eine Diagnose zu entscheiden, über zukünftige Therapieformen zu entscheiden, und ich finde, das muss man immer mitbedenken. Aber wir können hier wunderbar auch mit Bewegungen arbeiten oder eben ganz intensiv oder ganz besonders auf unsere Patient*innen, auch wenn sie kleiner sind, eingehen.
Lisa Baumgartner
Sie haben gerade vorhin auch gesagt, vielleicht kann man den Patient*innen auch zeigen am Bild, was da zu sehen ist. Also, ich kenne es eher so: Ich sehe meistens nur einen hellen Kegel, und das ist es schon. Ich tue mir da wahnsinnig schwer, irgendetwas zu erkennen. Die Studierenden der Radiologietechnologie und auch vom akademischen Hochschullehrgang Sonography, die trainieren an einem hochmodernen Simulator. Was kann der alles? Was kann ich mir da vorstellen?
Barbara Kraus
Unseren Studierenden bietet dieses Simulationssystem die Gelegenheit, rund 600 Pathologien zu visualisieren. Das Erlernen, am Bild etwas zu erkennen, beruht auf Trainings des Visualisierungsprozesses, um diese Graustufen, diese Kontraste den Organen korrekt zuzuordnen. Und der Simulator hat hier den großen Vorteil, dass wir natürlich hier keine wirklich kranken Patienten, Patientinnen benötigen, um diese Eindrücke zu trainieren, sondern, dass wir Originalbilder und auch wirklich Originaluntersuchungen mit der Dynamik hier zur Verfügung haben, und die Studentinnen, die diese Untersuchung so oft sie wollen, machen können. Das heißt, sie können sich diesen Bildeindruck, wenn sie sagen, ich kann zum Beispiel eine bestimmte Pathologie, die von der Echogenität her - so heißt der Bildeindruck beim Ultraschall - von der Echogenität her schwer vom umliegenden Gewebe abgrenzen, können sie am Simulator diesen Bildeindruck sich immer und immer wieder anschauen, um diesen visuellen Eindruck quasi für sich selbst zu verfestigen. Und das ist natürlich ein wahnsinniger Vorteil, weil wir nicht auf Patienten und Patientinnen hier an der Fachhochschule zurückgreifen können oder müssen, und eben dieses Simulationssystem zur Verfügung haben.
Lisa Baumgartner
Das heißt, man kann das auch thematisch ordnen, also einmal steht abdominale Sonography an der Tagesordnung, ein anderes Mal ein anderes Gebiet des Körpers.
Barbara Kraus
Ja, genau. Die Studierenden haben hier die Option, je nach Themengebieten zum Beispiel mehrmals Erkrankungen der Leber anzuschauen. Sie können sich mehrmals in bestimmten Wahlfachvertiefungen dann auch Erkrankungen während der Schwangerschaft anschauen. Also, wir haben hier wirklich unterschiedliche Optionen zur Verfügung. Was der Simulator noch bietet, ist ein sogenanntes virtuelles Modell. Das heißt, auch Herzuntersuchungen können hier trainiert werden. Wir können einerseits an diesem virtuellen Modell auch einmal die Standardeinstellungen, die sogenannten Standardeinstellungen, trainieren, wo wir mit computergenerierten Bildern die Orientierung erlernen oder uns farbliche Markierungen die Organgrenzen besser aufzeigen. Aber wir haben auch die Option, an diesen realen Patienten-, Patientinnenfällen zu arbeiten.
Lisa Baumgartner
Am Simulator trainieren die Studierenden ganz viele Fallbeispiele durch. Und wie ist es jetzt mit dem persönlichen Kontakt, also den Schall direkt an einem Menschen auszuprobieren?
Barbara Kraus
Also die Studierenden im Bachelorstudiengang Radiologietechnologie, die trainieren immer aneinander. Genau, genau. Eine Herausforderung! Aber auch, ich denke, ich darf das so sagen, eine sehr feine und im Sinne von Stimmung leichte Lehrumgebung, oftmals ein sehr fröhlicher Austausch zwischen den Studierenden. Und im akademischen Hochschullehrgang Sonography haben wir Probanden und Probandinnen, die sich hier zur Verfügung stellen. Und somit diese Untersuchungssituation sehr nahe an der realen Untersuchungssituation ist. Das heißt, im Bachelorstudiengang, wenn die Studierenden aneinander trainieren, die kennen sich ja, dann ist natürlich das Patienten-, Patientinnengespräch auch etwas lockerer. Das heißt, wir versuchen hier natürlich, das auch schon zu lenken. Gerade bei so körpernahen Untersuchungen oder körpernahen Übungen spielt es für mich auch noch eine Rolle, wiewohl sich die Studierenden hier in diesen Übungen fühlen. Aber im akademischen Hochschullehrgang, wo wir ja Radiologietechnolog*innen und Humanmediziner*innen wirklich noch näher an die reale Untersuchungssituation bringen wollen, finde ich es fachlich besser oder fachlich treffender, wenn hier eine Probandin, ein Proband zur Untersuchung kommt. Das heißt, ich muss mit den Probanden, mit der Probandin besprechen, angenommen, wo sind Beschwerden, gibt es Vorbefunde? Das heißt, es wird dann die Untersuchung so durchgeführt wie in einem Institut, in einem Krankenhaus, egal in welcher Institution, und es gibt dann im Anschluss auch ein Feedbackgespräch.
Lisa Baumgartner
Ich habe in einem Artikel vor kurzem gelesen, es gibt da eine relevanten Zusammenhang dadurch, dass wir Menschen dazu neigen, immer mehr Körpergewicht zu haben. Das ist auch für den Ultraschall relevant?
Barbara Kraus
Ja, weil wir haben ja ganz zu Anfang gesagt, wir schicken Ultraschallwellen in den Körper. Die werden dann irgendwo reflektiert an Organgrenzen, und irgendwann ist hier natürlich auch eine Limitation vorhanden, wie weit diese Welle in den Körper eindringen kann und von wo sie dann auch wieder reflektiert werden kann, um auch noch ein verwertbares Signal zu erhalten. Verwertbar heißt, wir möchten ja auch noch ein Bildsignal erhalten, und es soll ein Bild daraus errechnet werden. Das heißt, die Hersteller und Herstellerinnen arbeiten derzeit an Adoptionen bestimmter Unterschallköpfe, um hier eben im Bereich der Sende- und Empfangsleistung mehr an Signal letztlich herauszuholen, um diese Signale dann in ein gutes, verwertbares Bild zu verarbeiten. Was auch in die Richtung geht, ist das Hersteller und Herstellerinnen im Bereich der sogenannten Fokuszonen hier Veränderungen vornehmen. Fokuszone heißt im Ultraschall, ich kann definieren, wo ich den Ort der besten Auflösung haben möchte. Und diese neuen Techniken helfen uns, dass ich das gar nicht mehr händisch anpassen muss, sondern, dass die Geräte heutzutage so tolle Rechenleistungen haben, dass über den gesamten Bildeindruck automatisch diese Fokussierung, also diese beste Auflösung, permanent berechnet wird. Und das bietet natürlich auch bei Patienten, Patientinnen, die hier einen anderen Körperumfang aufweisen, einen und wir wollen ihnen natürlich als Radiologietechnolog*innen ein perfektes Untersuchungsergebnis liefern.
Lisa Baumgartner
Die Unterrichtssprache im akademischen Hochschullehrgang Sonography ist auch englisch, als deutsch und englisch. Sie legen als Programmleiterin hohen Wert auf internationale Netzwerke und Austausch. Warum denn?
Barbara Kraus
Wir sind in Österreich hier vielleicht ein bisschen der internationalen Entwicklung oder den internationalen Rahmenbedingungen etwas hinten nach, wenn man das so sagen darf. Wir haben in anderen Ländern das Berufsbild der Sonographer seit Jahren etabliert. Das heißt, einerseits können wir wahnsinnig viel fachliche Expertise von Vortragenden aus dem Ausland hier für uns lukrieren, und wir haben Vortragende aus Dänemark dabei, wir haben Vortragende aus Großbritannien dabei. Und andererseits möchte ich natürlich auch Studierenden aus dem Ausland die Möglichkeit bieten, wenn sie Interesse haben, eine Ausbildung, die auf Ultraschall fokussiert oder spezialisiert ist, auch in Österreich machen zu können. Und ja, wir durften schon Studierender aus dem Ausland bei uns dabeihaben.
Lisa Baumgartner
Ebenso im internationalen Umfeld, da haben Sie auch an einem Lehrprojekt mitgewirkt. Force, heißt es, also so wie Kraft, ein Projekt, gefördert durch das Erasmus+ Programm. Welche Kraft steckt nun hinter dem Akronym Force?
Barbara Kraus
Force ist das Framework for Online Radiographer Clinical Education, ein etwas sperriger Name. Aber ja, es war der Overall-Projektleiterin aus Dublin sehr wichtig. Sie ist ein Star wars-Fan und wir haben gesagt, wir kriegen das mit dem Namen hin. Wichtig aber, das Projekt Force schafft eine virtuelle Lernumgebung für künftige, aber auch für jetzige Radiologietechnolog*innen. Wir wollten hier eine virtuelle webbasierte Plattformen für Radiologietechnolog*innen schaffen, wo sie interaktiv und problemorientiert ihre Radiographerwissen erweitern und festigen können.
Lisa Baumgartner
Das heißt, ich kann unabhängig, an welchem Ort ich gerade bin, mich dort einloggen und habe dann ganz einfach meine digitalen Informationen und Quellen, wo ich nachschauen kann und mich fortbilden kann.
Barbara Kraus
Genau. Das heißt, Sie können sich einloggen, es kann sich jede*r jederzeit weltweit einloggen. Wir haben hier verschiedene fiktive Untersuchungssettings und Szenarien aufgebaut, und wir begleiten die Anwender*innen durch die virtuelle Patient*innenwelt und zwar auf dem gesamten Weg der radiologischen Bildgebung, von der Anamnese über die Bildgebung anhand virtueller Simulationen bis hin zur Interpretation radiologischer Bilddaten. Sie können zusätzliche Informationen lukrieren, also jeder Patienten-, Patientinnenfall ist sehr vielschichtig. Das heißt, man kann sich auch Informationen zur Patient*innensicherheit, Patient*innenversorgung und der Bildnachverarbeitung über Videosimulationen oder interaktive Problemstellungen abrufen.
Lisa Baumgartner
Vor kurzem haben Sie auch zu einer Campus Lecture hier an die FH Campus Wien geladen mit internationalen Expert*innen als Vortragende. "A Closer Look Insides Sonography", so hieß die Veranstaltung. Dabei wurden auch statistische Zahlen präsentiert, was jetzt Österreich betrifft. Und demnach ist die Anzahl der durchgeführten Ultraschaluntersuchungen in den privaten Institutionen um 17 Prozent in den letzten rund, sagen wir, zehn Jahren gestiegen. Warum ist das?
Barbara Kraus
Ja, diese 17 Prozent sind uns auch gleich sehr ins Auge gestochen, und wir können die Zahl nicht wissenschaftlich erklären, da wir eben nur die Häufigkeiten hier abgefragt haben. Was vielleicht ein Hintergrund sein kann, ist der Bevölkerungszuwachs in den letzten Jahren auf über 9 Millionen Österreicherinnen und Österreicher. Vielleicht ist es aber auch in Richtung sehr niederschwellige Untersuchung zu erklären, eigentlich sehr kostengünstige Untersuchungen zu erklären, im Gegensatz zu CT und MRT. Und letztlich freut es mich natürlich als Radiologietechnologin, die sich auf den Ultraschall, auf die Sonografie spezialisiert hat, dass es hier eine Bewegung in Richtung Ultraschall gibt. Und wir hoffen natürlich auch, dass es auf eine vermehrte interdisziplinäre, multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Professionen zurückzuführen ist. Und vielleicht ergibt sich auch in Zukunft im Bereich Primärversorgungszentren hier für Radiologietechnologinnen und Radiologietechnologen ein Platz, um hier in der Sonografie tätig zu sein.