Im Privaten ist nachhaltiger Lebensstil oft diskutiertes und gelebtes Thema. Und Unternehmen? Die Wirtschaft und auch die Sozialwirtschaft müssen sich genauso mit knapper werdenden Ressourcen auseinandersetzen. „Zum Unternehmens-Management im 21. Jahrhundert gehört es, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Es ist höchste Zeit, dass diese Themen auch einen fixen Platz im Studienplan bekommen,“ meint Peter Stepanek und setzt Taten. Als Projektleiter des Eurasmus+ geförderten Lehrprojekts "eco³ - Sustainability Management and Green Controlling in the Social Economy" entwickelt der Lehrende aus dem Masterstudium Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit gemeinsam mit internationalen Partner*innen Lehrmodule für künftige Führungskräfte in der Sozialwirtschaft. Ziel des internationalen Projekts: Nachhaltigkeitsmanagement auf Hochschulebene in die Sozialwirtschaft etablieren. Was es mit dem Spiel Green Monopoly dabei auf sich hat? Hören Sie in dieser Episode von neunmalklug. 19.11.2020
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eco3 - Das Lehrprojekt, das nachhaltiges Management in der Sozialwirtschaft verankert.
Lisa Baumgartner Fein, dass Sie wieder mit dabei sind, wenn es bei uns im Podcast um das geht, was uns und die nächste Generation so richtig beschäftigt, nämlich Nachhaltigkeit. Also als Privatperson leben Sie vielleicht einen nachhaltigen Lebensstil, trennen Müll oder Sie lassen vielleicht das Auto einmal stehen, kaufen lieber saisonal oder regional. Alles Beispiele, was wir privat für die Umwelt und für das Klima tun können. Aber wie sieht es mit Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen aus? Ganz konkret stellen wir die Sozialwirtschaft dabei ins Scheinwerferlicht. Lisa Baumgartner, das bin ich - ich stelle wieder dazu die Fragen und die Antworten hat parat Peter Stepanek, Lehrender aus dem Masterstudium Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit. Dankeschön für Ihre Zeit.
Peter Stepanek Vielen Dank für die Einladung.
Lisa Baumgartner Herr Stepanek, gleich zu Beginn eine grundsätzliche Frage Warum sollten sich gerade alle, die in der sozialen Arbeit tätig sind, mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen? Was bringt das sozusagen?
Peter Stepanek Ich könnte jetzt mit einer Gegenfrage kommen und sagen Warum sollen Sie das nicht tun? Also wenn wir uns die die Ausgangslage ansehen, wenn wir darauf hinschauen, wie sich unsere Rahmenbedingungen verändert haben, aus einer klimatischen Perspektive z.B., oder auch mit Hinblick auf Ressourcen, die immer knapper werden, dann sind wir alle Menschen und alle Typen von Organisationen dazu gefordert, unseren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu liefern. Also insofern ist es eigentlich auch logisch, dass sich soziale Organisationen mit diesen Themen beschäftigen müssen und sollen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass gerade soziale Organisationen schon von jeher zwei Ziele verfolgen, dass sie eben soziale Ziele verfolgen, aber auch finanzielle Ziele verfolgen, dann haben sie ja eine gute Grundlage, ein drittes Ziel mit hineinzunehmen die ökologischen Ziele. Das heißt, sie sind von jeher gewohnt, in ihrem Management, in ihrem Handeln eine Balance zwischen diesen Zielen zur Erreichung dieses Zieles gleichwertig zu sehen. Insofern, denke ich mal, haben sie gute Voraussetzungen. Viel wird darüber nachgedacht, berichtet, dass ökologische Perspektiven, Klimaschutz, Umweltschutz, Artenschutz auch immer eine soziale Komponente haben. Wir sehen das auf globaler Ebene. Wenn wir uns vergegenwärtigen, die Situation von Arbeiter*innen in Produktionsbetrieben von Fast Fashion, dann sehen wir dort, dass das Auswirkungen hat auf die Menschen, die dort arbeiten, genauso wie auf die Umwelt und auf eine globale Perspektive. Denn diese Probleme enden ja nicht an den Grenzen von Taiwan, zum Beispiel. Das ist international zu sehen. Gleichzeitig kann man es aber auch bei uns sehen, ein Beispiel wäre, die Erwärmung der Stadt ist besonders in jenen Gebieten ein Problem, die dicht verbaut sind. Dicht verbaute Gebiete sind nicht unbedingt die Gebiete, die besonders beliebt sind als Wohnort. Diese sind vom Preis jedoch günstiger, das heißt, dort wohnen eher auch Bevölkerungsgruppen, die nicht so einen hohen sozialen Status haben. Die sind besonders von der Erwärmung der Stadt betroffen und haben vielleicht selbst die wenigsten finanziellen Mittel, sich dagegen zu schützen. Insofern kann man sagen, Soziale Arbeit ist eine Menschenrechtsprofession von der Definition her. Aber im 21. Jahrhundert muss man Umweltschutz und Klimaschutz auch als Menschenrecht ansehen. Also insofern ist es sehr wichtig, dass sich Soziale Arbeit mit diesem Thema beschäftigt. Ich glaube, sie haben die Möglichkeit, den kommenden Wertewandel zu begleiten, weil diese Transformationen, die wir vor uns haben, und wir sehen sie jetzt auch schon in der Corona-Krise, das sind große Umwerfungen gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, politischer Natur. Sie müssen begleitet werden, die Soziale Arbeit kann das.
Lisa Baumgartner Das ist ein schönes Plädoyer. Wie weit sind wir jetzt denn damit? Ist das Thema in der Sozialwirtschaft schon angekommen? Wie sehr beschäftigen sich Unternehmen in diesem Bereich mit Nachhaltigkeit?
Peter Stepanek Hier müssen wir von Organisationen in der Sozialwirtschaft sprechen. Nicht alle würden sich selbst als Unternehmen definieren. Sozialwirtschaft ist ein bisschen der Sammelbegriff für verschiedene Arten von Organisationen und Unternehmen. Es gibt einerseits so Leuchtturmprojekte, es gibt einige Organisationen, die sich prinzipiell dem Umweltschutz verschrieben haben. Es gibt zum Beispiel ein Projekt der Caritas, das heißt Umwelt-Coach. Da wird gemeinsam mit Klient*innen, aber auch mit Mitarbeiter*innen und sozialen Einrichtungen zu Umweltschutzthemen gearbeitet, mit dem Ziel, das einerseits bei den Menschen zu verankern, aber auch als Organisationsentwicklungsprozesse in die Organisation mit hineinzubringen. Davon abgesehen würde ich sagen, es ist momentan eher so ein so ein Bottom up-Thema, ich bemerke es bei unseren Studierenden, die sich sehr für dieses Thema interessieren, die ja auch schon zum Großteil in der Sozialwirtschaft arbeiten. Also top-down kommt da wenig, von den Managementebenen. Es geht eher Bottom-up, dass die Mitarbeiter*innen das auch einfordern.
Lisa Baumgartner War das auch ein Grund, warum Sie die Idee hatten, dieses Thema in der Lehre zu implementieren?
Peter Stepanek Ja, sicher auch ein Hauptgrund. Weil ich eben schon seit einigen Jahren diese Themen auch in die Lehre implementiert habe, in meinen Lehrveranstaltungen, und gemerkt habe, es gibt eine große Resonanz und ein großes Interesse daran, aber auch aus der Überlegung heraus, dass natürlich unsere Studierenden von heute die Führungskräfte von morgen sind. Das heißt, wenn wir etwas verändern wollen und wenn wir das in dem Managementebene verankern wollen, dann müssen wir die Führungskräfte von morgen mit dem nötigen Rüstzeug ausstatten. Das heißt, es geht nicht nur darum, die moralische Keule zu schwingen, zu sagen, ihr müsst das jetzt machen, sondern die Frage ist dann Wie muss ich die Führungskräfte von morgen ausstatten, dass sie das auch können? Also es braucht, passende Werkzeuge, passende Ideen dazu. Und ich glaube, insgesamt gibt es natürlich auch den Druck aus der Gesellschaft, dass Hochschulen sich auch mit diesem Thema beschäftigen müssen und sollen. Also egal ob das jetzt Fridays for Future ist oder Scientists for Future als Bewegung ist oder, auf der internationalen Ebene, die Implementierung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, die ja auch bei uns an der FH Campus Wien mit einfließen in die Strategie 2025. Aber auch auf europäischer Ebene der European Green Deal als eine Idee, wie können wir Europa bis 2048 so aufstellen, dass wir quasi CO2 neutral wirtschaften können. Also, ich glaube, es gibt viele Einflussfaktoren, die zusammenwirken.
Lisa Baumgartner Wir haben es noch nicht erwähnt, aber die FH Campus Wien und Sie sind ja auch projektbeteiligt, eigentlich Projektleader, bei einem Lehr-Projekt, eco³ heißt es, und es ist international aufgesetzt. Wer ist denn da aller beteiligt?
Peter Stepanek Ja, genau das ist ein ganz neues Projekt. Wir haben am 1. September 2020 gestartet, eine strategische Partnerschaft, die von Erasmus+ finanziert wird. Es sind sechs Partner dabei, also vier Hochschulen und zwei sehr forschungsnahe Unternehmen aus vier Ländern. Also das ist die österreichische Perspektive, deutsche Perspektive, aus Tschechien eine Organisation mit dabei, und aus Rumänien. Und wir versuchen eben, Nachhaltigkeit als Nachhaltigkeitsmanagement in den Lehrgängen der Sozialwirtschaft zu verankern und versuchen auch diese unterschiedlichen europäischen Perspektiven mit hinein zu nehmen, weil gerade die Sozialwirtschaft ein Bereich ist, der sich in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich entwickelt hat. Da ist es sehr interessant, wie können wir voneinander lernen? Es sind die Organisationstypen ein bisschen unterschiedlich, je nachdem, ob wir Organisationen im Blick haben, in Tschechien, in Rumänien oder in Österreich oder in Deutschland. Österreich und Deutschland sind näher beieinander. Wir haben bewusst auch Unternehmen eingeladen, weil diese beiden Unternehmen sehr spezialisiert sind im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit und sozialen Nachhaltigkeit und hier schon einiges entwickelt haben, von dem wir profitieren möchten und können. Das heißt, es gilt verschiedene Länder-Blickwinkel, verschiedene Professionen und Zugänge zu vereinen und damit eine Basis zu haben, auf der wir quasi ein Programm für ein Lehrveranstaltungs-Modul zu entwickeln, das an verschiedenen Hochschulen laufen soll.
Lisa Baumgartner Das ist ein 360-Grad-Blickwinkel, sage ich jetzt einmal. Bei Nachhaltigkeit im sozialen Kontext denken ja viele vermutlich an CSR. Aber ist Sustainability Management jetzt mehr als das?
Peter Stepanek Ja, auf alle Fälle. Es ist in der Theorie nicht so weit auseinander wie in der Praxis, weil die gelebte Praxis des CSR, Corporate Social Responsibility, schaut ja meistens so aus, dass es eine Nachhaltigkeits-Abteilung gibt oder einen Nachhaltigkeits-Manager gibt, der einzelne Projekte initiiert oder unterstützt im Sinne von sozialen Projekten oder Umweltschutz-Projekten. Diese Abteilung sitzt oftmals aber ganz woanders als das Top-Management und das Top-Management hat weiterhin die finanziellen Ziele und finanziellen Kennzahlen im Blick, während sich das Nachhaltigkeits-Management um deren Kennzahlen kümmert. Davon sprechen wir nicht.
Lisa Baumgartner Also das klingt für mich eher so wie ein Appendix.
Peter Stepanek Genau. Genau. Wir wollen das verbinden. Ich glaube, Management im 21. Jahrhundert, und das ist nicht nur meine Idee, sondern schon viele Kolleg*innen haben drüber nachgedacht, muss einfach andere Wege gehen. Also Management im 21. Jahrhundert muss ein Management sein, das wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele gleichzeitig steuert und gleichzeitig im Blick hat. Das heißt aber, es braucht ein Steuerungsinstrument für das Top-Management und es soll nicht ausgelagert werden an einzelne Abteilungen. Wir wollen schon auch von Greenwashing-Aktivitäten abgrenzen oder von einzelnen Projekten, sondern es geht wirklich um eine Verankerung in der Strategie des Unternehmens und dem gelebten Alltag des Unternehmens.
Lisa Baumgartner Wo liegt denn eigentlich der spezielle fachspezifische Fokus bei den Nachhaltigkeits-Aktivitäten in Sozialunternehmen, welchen Drehpunkt haben die?
Peter Stepanek Über das hab ich auch schon viel nachgedacht Natürlich könnte man jetzt sagen, wir tragen ein bisschen Eulen nach Athen, wenn es um den Bereich der sozialen Nachhaltigkeit geht. Natürlich, soziale Organisationen sind per Definition mit Sozialthemen beschäftigt und sind an der sozialen Nachhaltigkeit natürlich dran, wenn es um die Arbeit mit ihren Klienten oder die Arbeit für die Gesellschaft geht. Wenn wir den Blick nach Innen richten, also wenn wir sagen, soziale Nachhaltigkeit wirkt hier auch nach Innen im Sinne der Mitarbeiterinnen, dort wird es schon schwieriger. Nicht, weil die sozialen Organisationen das nicht wollen, sondern in vielen Fällen einfach, weil das Geld nicht reicht oder weil Fördergelder gewichtigen Teil mitsprechen, wie oder wofür das Geld verwendet wird. Und auch, wenn wir sagen, soziale Verantwortung hat hier auch den Aspekt der Gesundheitsverantwortung Auch da gibt es einen großen Nachholbedarf, denke ich, den Mitarbeiter*innen gegenüber. Also insgesamt fehlen den Organisationen die Spielräume. Das merken wir auch bei ökologischen Aspekten. Einfaches Beispiel Wenn ich dazu verpflichtet bin, den billigsten Lieferanten für einen Kantine oder für eine Einrichtung zu wählen, die obdachlose Menschen versorgt, dann entspricht das vielleicht nicht dem Nachhaltigkeitsgedanken, dass ich eher den regionalen, biologischen Zulieferer wähle. Wenn ich sage, ich muss mich eigentlich immer auf das billigste Angebot konzentrieren, weil der Fördergeber das verlangt oder weil die Mittel zu gering sind, dann habe ich oftmals den Spielraum nicht, andere Wege zu gehen. Wir sehen auch hier wieder die Verbindung Nachhaltigkeit muss man sich auch leisten können und grenzt auch manche Zielgruppen aus. Auf der anderen Seite denke ich mir, was auch Sozialunternehmen sehr von anderen Unternehmen unterscheidet, ist der Hebel, den sie haben können, wenn sie eben gerade mit Klient*innen arbeiten können oder Bewohner*innen-Gruppen arbeiten können.
Lisa Baumgartner Was meinen Sie genau damit?
Peter Stepanek Naja, dass ich sage, okay, ich arbeite täglich mit Menschen, die vielleicht selber sich noch gar nicht viele Gedanken zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit gemacht haben. Und ich kann ihnen dieses Thema auch näherbringen. Ich kann mit ihnen besprechen, wo haben sie Möglichkeiten, in ihrem ureigensten Lebensumfeld vielleicht für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Wobei man da auch sagen muss, es ist vielleicht eine Schwarz-Weiß-Malerei, die sozialen Organisationen arbeiten eben nicht mit dem "Bobos" im siebten Bezirk, die sich ohnehin schon vegan ernähren und Fair Trade kaufen und Fair Fashion konsumieren, sondern wir haben eben diese andere Gruppe, die ganz anders lebt. Aber wenn man sich die Untersuchungen anschaut, dann sieht man, dass eigentlich Menschen, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen, einen viel geringeren CO2 Abdruck haben als viele der "Bobos" im siebten Bezirk, die trotzdem auf Nachhaltigkeit schauen, oder ich selber. Ja, ich mag jetzt gar niemanden auf den Pranger stellen. Aber ich glaube, da müssen wir auch unsere eigenen Klischees ein bisschen hinterfragen, zu sagen, wer ist der Verursacher eigentlich in Wirklichkeit.
Lisa Baumgartner Sie haben vorher so treffend die drei Säulen der Nachhaltigkeit betont ökologisch, ökonomisch und sozial. Und deswegen heißt ja auch das Projekt, denke ich, eco hoch drei.
Peter Stepanek Genau das ist der Hintergrund, sozusagen. Nachhaltigkeit basiert eben auf diesen drei Bereichen. Es gilt eben, ökologisch nachhaltig unterwegs zu sein, sozial nachhaltig unterwegs zu sein, aber auch ökonomisch nachhaltig unterwegs zu sein. Im Idealfall treffen sich diese drei Perspektiven und verstärken sich miteinander. Also das wäre dann das Nonplusultra in so einer Perspektive.
Lisa Baumgartner Der Titel des Projekts geht ja dann noch weiter. Wie heißt es mit vollständigem Namen?
Peter Stepanek Eco three, Sustainability Management and Green Controlling in the Social Economy.
Lisa Baumgartner Green Controlling, warum ist das so wichtig?
Peter Stepanek Green Controlling ist eigentlich die konsequente Weiterführung des Nachhaltigkeits-Managements. Wenn wir sagen, ein Management einer Organisation definiert Ziele auf diesen drei Ziel-Hierarchien oder Ziel-Ebenen, dann ist es ja, das eine, diese Ziele zu formulieren. Aber es gilt ja auch zu überprüfen Haben wir sie erreicht? Oder Wie kommen wir dorthin? Und dort kommt nämlich Controlling ins Spiel. Controlling, nicht als Kontrollinstrument, sondern als Steuerungsinstrument von Unternehmen, um zu sagen, wie kann ich meine Ziele erreichen? Wie kann ich dort besser hinkommen? In dem Sinn ist Green Controlling ein Nachhaltigkeits-Kompass oder ein grüner Kompass, damit ich meine Ziele erreiche.
Lisa Baumgartner Damit die Studierenden dann in den Führungspositionen die Ziele erreichen. Was erwartet diese in den Vorlesungen?
Peter Stepanek Also es gibt ein Modul, das wir entwickeln wollen, das drei Teile hat Es sind zwei Vorlesungen oder Seminare und ein Workshop. Es gibt in den Grundlagen- Vorlesung, die sich mit der Frage beschäftigt Warum müssen wir überhaupt über Nachhaltigkeit sprechen? Woher kommt diese Diskussion? Was gehört dazu? Die drei Ebenen der Nachhaltigkeit, was versteht man unter Nachhaltigkeit Management? Wo unterscheidet sich das? Wie kann man Management-Modelle einbauen? Im zweiten Kurs geht es um die Steuerung des Green Controlling Wie kann ich meine Ziele im Fokus behalten? Und der dritte Teil ist ein Planspiel, Green Monopoly haben wir es jetzt mal genannt, wo es darum geht, dass die Studierenden konkret in verschiedene Rollen in Sozialorganisationen schlüpfen und in verschiedenen Arten von Sozialorganisationen ausprobieren können, wie können sie Maßnahmen setzen? Welche Auswirkungen haben diese Maßnahmen dann?
Lisa Baumgartner Was hat das für einen Vorteil, wenn man sozusagen spielerisch rangeht und in verschiedene Rollen schlüpft?
Peter Stepanek Ich glaube, das macht einen ganz großen Unterschied im Erleben der Lehrinhalte zu. Es wird viel sichtbarer oder viel erlebbarer, weil ich ganz anders involviert bin, wenn ich mir das mal aus dieser Rolle heraus überlege. Ich glaube, gerade bei dem Thema ist es auch spannend, dass man eben vielleicht auch in verschiedene Stakeholder-Perspektiven einsteigen kann, schauen kann, wie erleben es die jetzt eigentlich. Welche Anforderungen haben die an mich als Organisation oder wie kann ich deren Bedürfnisse auch ausgleichen? Also, das kann sehr spannend sein. Und ich glaube, insgesamt gilt es einen Kurs zu machen, der sehr praxisnah ist. Und das sind diese Planspiele sicher ein gutes Tool dazu, dass man das sehr praxisnah erleben kann.
Lisa Baumgartner Sie sind wahrscheinlich auch sehr motivierend, wenn man verschiedene Perspektiven kennen lernen darf.
Peter Stepanek Das glaube ich auch. Es ist ja - das Wort Spiel ist vielleicht ein bisschen eine sehr schöne Sichtweise - es geht schon ums Lernen. Das Lernen soll spielerisch von Hand gehen.
Lisa Baumgartner Manchmal ist es ganz praktisch, wenn dann spielerisch ein Fauxpas passiert als wenn es in der Realität passiert.
Peter Stepanek So ist es. Wir haben dazu auch, beziehungsweise werden dazu auch ein Online-Tool programmieren, wo man eben auch mit Zahlen simulieren kann, wo man auch im Rahmen dieses Planspiels, verschiedene Sachen anhand von Zahlen nachverfolgen kann. Also wenn ich jetzt meinen CO2 Abdruck verändere, was hat das für Auswirkungen pro Jahr oder einem längeren Zeitraum, zum Beispiel.
Lisa Baumgartner Sie bekommen von der FH Campus Wien in diesem Projekt auch Unterstützung vom Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung und auch vom Kompetenzzentrum für Verwaltungswissenschaften. Auf welche Expertise greifen Sie dabei zurück?
Peter Stepanek Also einerseits muss man sagen, dass natürlich die Sozialwirtschaft sehr nahe an den Anforderungen der Gesundheitswirtschaft ist. Es gibt hier im Sozialmanagement und Gesundheitsmanagement große Überschneidungen. Wir haben ein stückweit auch die Hoffnung, dass unsere Ergebnisse auch für Studiengänge im Bereich der Gesundheit relevant werden können. insofern ist es ein ganz bewusstes Hereinholen auch, um eine Schnittstelle besser nutzen zu können. Aber, wie ich vorher schon gesagt habe, wenn wir über soziale Nachhaltigkeit sprechen, geht es auch um Gesundheitsthemen, geht es auch um betriebliche Gesundheitsförderung. Und da brauchen wir die die Expert*innen aus dem Bereich der Gesundheit, um diesen Bereich auch gut abbilden zu können im Projekt. Und auch, um zu überlegen, wie könnten wir das im Sinne einer Sozialorganisation gut abbilden, welche Kennzahlen sind relevant, zum Beispiel? Und beim Bereich der Verwaltungswissenschaften gibt's auch natürlich eine Nähe, weil die Organisationen, die da im Mittelpunkt stehen, manchmal die Fördergeber der Sozialwirtschaft sind. Das können eben Ministerien sein, Gemeinden oder Länder sein oder die ausgelagerten Gesellschaften der Fonds der Länder, wie der FSW zum Beispiel in Wien - Fonds Soziales Wien, oder Sucht und Drogen-Koordination Wien. Das heißt, da sind wir auf der anderen Seite, das ist auch ein interessanter Blick hinein. Aber die Kolleg*innen bringen natürlich auch eine wichtige Perspektive mit. Ich habe auch schon den European Green Deal erwähnt. Es gibt natürlich auch auf europäischer Ebene viele Bestrebungen, wie kann man quasi eine nachhaltigere Wirtschaft aufbauen? Und die Kolleg*innen sind da sehr nah dran. Und ich hoffe auch, dass wir deren Expertise für all die europäischen makroökonomischen Maßnahmen damit einbringen können.
Lisa Baumgartner Sehr spannend. Nachhaltigkeit, wenn wir uns das Wort anschauen. Das impliziert ja schon, es soll lang anhaltend wirken. Aber ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, dass es schnell in Schwung kommt. Welche Maßnahmen müssen wir denn ergreifen bzw. sind alle Voraussetzungen dafür schon gegeben?
Peter Stepanek Naja, also wissen tun wir genug darüber, glaub ich. Wenn wir uns anschauen, es gibt in den Club of Rome, der hat 1972 das erste Mal davon gesprochen, dass die Ressourcen endend sind. Das ist jetzt fast 50 Jahre her. 1970 war mein Geburtsjahr, das war das letzte Jahr, wo wir so viele Ressourcen verbraucht haben, wie in einem Jahr nachwachsen. Also, es ist relativ lang her. Wir wissen rund 50 Jahre schon gut Bescheid, um zu sagen, wir haben alles beieinander, um loszulegen. Ich glaube, wir Menschen sind Meister im Verdrängen. Das heißt, das, was für uns nicht wirklich sichtbar ist, das nehmen wir nicht wahr. Das schieben wir gut weg.
Lisa Baumgartner Ich glaube, da gibt's jetzt gerade aktuell sehr gute Beispiele dafür.
Peter Stepanek Das ist für uns vielleicht auch ein Überlebenstrieb, ein Stück weit. Natürlich ist die Abholzung des Regenwalds in Brasilien für mich jetzt hier in Mitteleuropa nicht wirklich spürbar. Wettertechnisch oder klimatisch, muss ich sagen, ist das ja wohl spürbar. Also es gibt diese Auswirkungen, die wir jetzt auch schon spüren. Das ist halt so langsam und kommen halt nicht von heute auf morgen und Drastik daher, wie wir es jetzt bei der Covid-Pandemie erleben. Da sehen wir das von heute auf morgen, wir müssen jetzt reagieren. Beim Klima glauben wir, mehr Zeit zu haben. Was uns wirklich behindert, sind Politiker. Also ich glaube auch wirklich Männer. Da gibt es ja einige globale Beispiele, aber auch hier in Österreich. Ich glaube, dieses Schielen auf das nächste Wahlergebnis, diese Mutlosigkeit, auch Sachen voranzutreiben, die jetzt vielleicht nicht populär sind, das wird uns auf den Kopf fallen. Das heißt, das, was wir bräuchten oder was ich mir wünschen würde, wäre mehr Mut, auch unpopuläre Maßnahmen zu treffen, wenn sie richtig und wichtig sind. Das steht an.
Lisa Baumgartner Der Zeitfaktor? Wie schätzen Sie das ein?
Peter Stepanek Da bin ich jetzt kein Klimaforscher. Da gibt es ja ganz unterschiedliche Modelle, die sagen, wir haben noch ein kleines Fenster von wenigen Jahren, aber dann gibt es verschiedene Punkte, wo man die Angst hat, wenn man die überschreitet, dann kommt eine Kettenreaktion in Gang, die nicht mehr reversibel ist. Wir sehen das jetzt auch zum Beispiel - ich habe erst letztens einen Bericht gelesen über das Abschmelzen des Eises, das Polareises Das wird nicht mehr rückgängig zu machen sein. Vielleicht kann man es noch stoppen, aber da kann es sein, dass wir schon wirklich dramatische Punkte überschritten haben und wir nichts mehr machen können als zuzusehen.
Lisa Baumgartner Eco three, hab ich ja gelernt, heißt das Projekt. Die ersten Analysen für die Vorlesungen sind jetzt gemacht. Für die Vorlesungskonzepte - Projektdauer, bis das fertige Curriculum steht drei Jahre. Dann sollten die Studierenden im Masterlehrgang Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit davon profitieren. Richtig?
Peter Stepanek So ist es. Ja, das ist der Plan. Also wir entwickeln parallel dazu ein neues Curriculum und dort wird es schon einfließen. Und ich habe die Hoffnung ab 2023, dass wir das auch im Realbetrieb anbieten können.
Lisa Baumgartner Dann freuen wir uns darauf. Herzlichen Dank, Herr Stepanek, für das Gespräch.
Peter Stepanek Danke für die Einladung.
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Department SozialesMasterstudium Sozialwirtschaft und Soziale ArbeitMaster’s degree program Social Economy and Social Work
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