Gesundheits- und Krankenpflege – intensiv betrachtet

Warum Pflege mehr kann als vielen bewusst ist.

Ohne sie geht es nicht. Wie wichtig Gesundheits- und Krankenpflegepersonen sind, hat nicht erst die Pandemie gezeigt. Aber, wenn von Gesundheits- und Krankenpflege die Sprache ist, dann kommt oft das Herz ins Spiel, im Sinne von "Pflege aus Nächstenliebe". Ja, Gesundheits- und Krankenpflege ist ein sozialer Beruf, für den aber vor allem eines wichtig ist: fundierte, wissenschaftlich belegte Ausbildung als Basis für professionelles Handeln. Bettina Hojdelewicz und Armin Autz, beide diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen und Lehrende im Department Angewandte Pflegewissenschaft, über Berufung und Beruf.

29.06.2021

Gesundheits- und Krankenpflege – intensiv betrachtet

Lisa Baumgartner 
Einen feinen Tag Ihnen allen. Lisa Baumgartner schickt heute ein herzliches Hallo aus einem Raum, in dem stehen: Krankenbetten, Blutdruckmessgeräte, ein EKG, Puppen liegen in den Betten, ein Notfallkoffer. Ja, Sie haben jetzt womöglich vor Ihrem geistigen Auge die Situation Krankenhaus. Patient*innen liegen in den Betten und läuten nach der Krankenschwester oder dem Krankenpfleger. Und diese kümmern sich mit Herz um die Erkrankten. Ich habe jetzt einmal ganz bewusst dieses Klischee gezeichnet, denn die Realität ist anders. Denn Pflege ist eindeutig mehr, sehr viel mehr. Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, so die korrekte Berufsbezeichnung, unterstützen nämlich durch ihr professionelles pflegerisches Handeln. Und meine Gäste sind in dem Funktionsraum des Departements Angewandte Pflegewissenschaft quasi daheim: Bettina Hojdelewicz und Armin Autz. Sie beide geben uns heute Einblicke in den Beruf Gesundheits- und Krankenpflege. Sie haben ihn ja beide ausgeübt, also sie kommen aus der Praxis und lehren und forschen an der FH Campus Wien. Ich stelle jetzt gleich zu Beginn die Gretchenfrage: Gesundheits- und Krankenpflege ist ein sozialer Beruf. Wird man quasi dazu geboren? Also ist es Berufung oder ist es ein Beruf, eine Profession, die man erlernt? Frau Hojdelewicz, was ist Ihre Meinung?

Bettina Hojdelewicz
Gesundheits- und Krankenpflege ist ein Beruf, der sich auszeichnet, dass er gesetzlich geregelt ist, dass es eine evidenzbasierte Interventionsplanung gibt, dass es Pflegeforschung dazu gibt und eben auch eine geregelte Ausbildung. Das bedeutet für mich, dass wir einen Anspruch auf die Profession heben können. Wir sind in einer Weiterentwicklung auch, der Inhalt der professionellen Pflege hat sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und auf die Frage der Berufung kann man eindeutig auch antworten, dass es wohl Sinn macht, dass man einen Beruf ausübt, der einen selbst erfüllt und in dem man auch erfüllend tätig sein kann. Berufung wird ja oft damit verbunden, dass es um eine emotionale Nähe geht, sich verantwortlich zu fühlen. Die Profession hat auch diesen Anspruch, aber lebt es tatsächlich in einer professionellen Art und Weise. Und wir bezeichnen das immer als Caring, als gelebte Fürsorge.

Lisa Baumgartner 
Armin Autz, was meinen Sie, wie sehr ist denn der Beruf tatsächlich Beruf oder Berufung?

Armin Autz 
Aus meiner Perspektive ist der Beruf zu hundert Prozent Profession. Ich komme ein bisschen aus dem historischen Kontext und dort ist für mich das Wort Berufung, dort steckt das Wort Beruf drinnen, das sehr aus dem kirchlichen Kontext kommt, und das stammt noch aus dieser Zeit, wo man eben berufen wurde oder den Ruf Christi gehört oder gespürt hat. Das passt eben nicht mehr in ein modernes Bild von Gesundheits- und Krankenpflege. Daher das Wort Berufung passt für mich einfach auch historischen und zeitgemäß nicht mehr dazu, sondern eben die Profession.

Lisa Baumgartner
Bettina Hojdelewicz, Sie sind ja Standortstudiengangsleiterin vom Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege, unsere Vorstellung von Pflege ist meist sehr unvollständig, sage ich. Was ist denn Pflege? Was beinhaltet Pflege alles?

Bettina Hojdelewicz
Ganz so einfach zu beantworten ist es wohl nicht. Ich möchte das Zitat einer deutschen Pflegewissenschaftlerin heranziehen, die meint, dass Pflege Wissenschaft und Kunst ist. Auf der einen Seite Wissenschaft evidenzbasierte Handlungen zu setzen. Es gibt sehr viel an Pflegeforschung, vor allem im internationalen Kontext, auf welche wir in der Praxis Bezug nehmen können. Und auf der anderen Seite gibt es aber genau diese bestimmten Pflegesequenzen, wo wir in diversen Settings individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und nicht nur die Betroffenen begleiten, sondern eben auch ihre An- und Zugehörigen.

Lisa Baumgartner
Gehört also mehr dazu, alle Menschen, die mit dieser Krankheit in Zusammenhang stehen.

Bettina Hojdelewicz 
Genau.

Lisa Baumgartner 
Professionelle Pflege wird wie umgesetzt?

Armin Autz
Also, es gibt nun mal natürlich das Gesetz, die gesetzliche Grundlage für Gesundheits- und Krankenpflege, genauso auch ein eigenes Ausbildungsgesetz dazu und die gesamte Profession wird so umgesetzt, indem wir eben Pflegeassistenz-Berufe haben, Pflegefachassistenz und eben den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege, der einerseits durch ehemalige Ausbildungen, wie Diplomausbildungen, aber auch das Bachelorstudium für Gesundheits- und Krankenpflege (gebildet wird). Und professionelle Pflege hat eben einen Auftrag, einen gesellschaftlichen Auftrag, und dementsprechende Verantwortungen auch je nach Profession und Zuständigkeiten. Und die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson hat eben in diesem Prozess die Gesamtverantwortung für diese professionelle Pflege.

Lisa Baumgartner
Welche Ziele kann die Pflege jetzt verfolgen? Was kann sie denn alles tatsächlich bewirken?

Bettina Hojdelewicz
Auf eine Mikroebene kann man sagen, sind Ziele, die die Betroffenen selbst einbeziehen, wie z.B. Ziele im Rahmen des Pflegeprozesses, wo es darum geht, Ressourcen zu erhalten oder auch eine Gesundheits-Verbesserung bzw. Wohlbefinden zu gestalten. Aber auf einer Meta-Ebene gibt es wohl genug gesellschaftsrelevante Inhalte, die wichtig sind anzusprechen, und auch neue Betätigungsfelder aufmachen werden. Ich denke mir, es gibt sehr viele Wirkungsbereiche, die zum Teil genützt werden, zum Teil noch nicht. Vor wenigen Jahrzehnten gab es ja in der professionellen Pflege einen Meta-Paradigmenwechsel. Das bedeutet: weg von Krankheit hin zur Gesundheit, und eben auch den Fokus auf Wohlbefinden zu legen und eben auch einen anderen Fokus auf Gesundheit und Prävention zu legen. Jetzt gab es diese Änderungen nicht nur in der Bezeichnung der Gesundheitsprofessionisten, also der Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, sondern es findet sich auch in den Curricula und letztlich auch in den tatsächlichen Pflegehandlungen vor Ort. Da allerdings denke ich mir in der Summe noch ein weiterer Entwicklungsbedarf möglich.

Lisa Baumgartner
Sie haben es selber gesagt: Gesundheits- und Krankenpfleger*innen ist die richtige Berufsbezeichnung. Wenn ich jetzt im Krankenhaus liege, wie rufe ich denn jemanden?

Bettina Hojdelewicz
Am besten denke ich mir, so wie wir sämtliche Berufsgruppen nennen, beim Nachnamen.

Lisa Baumgartner
Bei der Pflege werfen wir leicht alles in einen Topf. Wie definiert sich denn professionelle Pflege? Wie grenzt sie sich ab von anderer Pflege?

Armin Autz
Also, professionelle Pflege, wie vorher schon erwähnt, hat natürlich diesen Auftrag und die klare Abgrenzung durch das Gesetz. Aber es gibt in den großen Teil auch der informellen Pflege und der Unterschied zwischen Pflege und Betreuung. Betreuung ist eben nicht gleich Pflege. Das wird oft medial nicht sehr sauber getrennt und oft als eines verstanden. Aber hier muss man sagen Menschen, in Betreuungssituationen oder Laienpflege, also Tätigkeiten, die von An- und Zugehörigen durchgeführt wird, haben eben nicht diesen professionellen Hintergrund, Modelle, Konzepte, die dahinterstehen.

Lisa Baumgartner
Wenn ich da jetzt ein Beispiel nennen darf, wenn ich jetzt eine Mutter, einen Vater, einen Onkel habe, die oder den ich zuhause betreue, eben nicht pflege, dann ist darunter die informelle Pflege gemeint?

Armin Autz
Genau. Das kann auf einem sehr hohen Niveau sein. Das sagt jetzt nicht unbedingt etwas über die Qualität aus, aber wo man den Unterschied vor allem bemerken würde, wäre eben in der Zielsetzung und in der Planung. Eine professionelle Pflegeperson macht ein Assessment, eine Anamnese, erstellt daraus Pflegediagnosen, setzt Maßnahmen im Rahmen der Planung um und evaluiert diese. Und das würde in der informellen Pflege nicht passieren, wo wir eben in der professionellen Pflege immer diesen Prozess im Auge haben.

Lisa Baumgartner
Können Sie mir ein Beispiel nennen, wie ein Pflegeprozess in Realität, in der Praxis abläuft?

Armin Autz
Ein Beispiel, dass eine Person sich sehr schwer tut beim Gehen oder eben sehr unsicher wirkt, dann würde ich das durch meine Beobachtung, aber auch durch gewisse Fragestellungen erheben, im Assessment-Verfahren. Dann würde ich daraus ableiten, dass vielleicht eine Sturzgefährdung hier vorliegt und würde eben Maßnahmen planen, dass keine Stolperfallen im Weg sind oder dass genug Licht z.B. auch in der Nacht vorhanden ist. Und das könnte man dann eben abschließend Prozess evaluieren, wie sehr diese Maßnahmen gut gegriffen haben. Aber, das ist jetzt ein Beispiel von vielen. Also, man kann es auch auf Ernährung umlegen oder eben auch auf kognitive Fähigkeiten, wo wir mit Demenz-Patient*innen Übungen machen, Gedächtnistraining machen. Also das gibt es in vielen Bereichen.

Lisa Baumgartner
Zwischen den pflegenden Personen und den zu pflegenden Personen besteht ja eine sehr direkte persönliche Ebene. Bei jeder Art von Dienstleistung, wo menschliche Interaktion ist, ist diese von Gefühlen begleitet. Was bedeutet das jetzt in der Gesundheits- und Krankenpflege?

Bettina Hojdelewicz
Also, professionelle Gesundheits- und Krankenpflege findet ja nicht in einem Vakuum statt. Das bedeutet, wenn Personen im gleichen Raum tätig sind, entsteht eine gewisse Nähe. Und genau diese Beziehung braucht es aber auch für diese oft sehr intimen Pflegesequenzen. Das bedeutet eben, dass sich Pflegepersonen mit vulnerablen Menschen beschäftigen, Menschen, die schwer krank sind, die besondere Bedürfnisse haben, in Ausnahmesituationen sind. Und dann braucht es auch, denke ich, jemanden an der Seite, der eben diese Beziehung auch gestalten kann. Dazu braucht es ja auch Vertrauen, um sich mitzuteilen. Und dieses Vertrauen braucht es eben wieder für die Informationssammlung, für das Assessment, das wir schon gehört haben. Und letztlich ist auch diese Beziehungsarbeit und auch dieses Vertrauen Fundament wichtiger Pflegetheorien, auf die wir zurückgreifen. Die eben davon sprechen, dass eine wertschätzende Beziehung gelebt werden soll und dann der Fokus dorthin geht, die Menschen zu befähigen. Das heißt, in den Pflegesequenzen leben wir diese Nähe und auch diese emotionale Nähe, aber dennoch befähigen wir die Menschen, diese Situation wieder zu meistern und die Pflegeperson an sich tritt dann aus dieser Beziehung wieder raus.

Armin Autz
Zur Gefühlsarbeit vielleicht noch: Gefühlsarbeit ist eben wirklich ein ganz bestimmter Teil der Arbeit, der eben, wie schon gesagt, einem Konzept unterliegt. Aber Beispiele wären noch: biographisches Arbeiten, was eher in Langzeitpflegeeinrichtungen Schwerpunkt hat oder auch Identitätsarbeit. Hier kann auch Stigma-Management zur Geltung kommen oder Wiedergutmachungsarbeit, also da gibt es verschiedenste Aspekte, wie man das noch vertiefen kann.

Lisa Baumgartner
Biografische Arbeit, was verstehe ich darunter?

Armin Autz
Da nehme ich die Lebensbiografie eines Menschen her und die wird jetzt nicht wie in einem Lebenslauf nur tabellarisch abgehandelt, sondern biographisches Arbeiten bedeutet: Man spricht in der Forschung vom "So geworden sein", also, das Menschen das sind, was sie jetzt sind. Und das wird in den Pflegehandlungen immer wieder thematisiert und besprochen. Und, als Beispiel: Es ist nicht wichtig das Datum der Hochzeit, aber welche Hochzeitstorte es zum Beispiel gegeben hat und wie die geschmeckt hat. Damit kann man dann in der professionellen Pflege sehr gut weiterarbeiten und dazu braucht es biographisches Arbeiten. Um eben auch diese professionelle Pflegebeziehung gut leben zu können, muss sich eben um die Lebensgeschichte und Geschichten der Person wissen.

Lisa Baumgartner
Können Sie uns vielleicht noch ein paar Beispiele geben für unterschiedliche Situationen und Ansätze, wo eben die Pflege zu tragen kommt.

Bettina Hojdelewicz
Also, ich denke jetzt ganz speziell, es gibt das klinische Setting, es würde das extramurale Setting geben, Langzeit-Setting. Es gibt so vieles und alle davon sind spannende Bereiche.

Lisa Baumgartner
Darf ich nur nachhaken: Extramural bedeutet außerhalb von Klinik und Krankenhaus?

Bettina Hojdelewicz
So ist es. Genau. Und genau diese unterschiedlichen Settings haben unterschiedliche Bedarfe und eben auch den Bedarf unterschiedlicher Kompetenzen der Pflegepersonen. Das bedeutet, dass es Spezialisierungen gibt und auch geben muss, um diesen Bedarfen gerecht werden zu können. So sehen wir jetzt anhand demografischer Veränderungen, dass das aufgrund des längeren Lebens vermehrt zu chronischen Erkrankungen kommt, wie auch möglicherweise onkologischen Erkrankungen. Und so ist es notwendig, genau auf diese Bedarfe auch fundiert ausgebildete, spezialisiert ausgebildete Pflegepersonen einzusetzen.

Lisa Baumgartner
Gerade in der Covid-19 Pandemie sind ja die Frauen und Männern in der Gesundheits- und Krankenpflege als Engel oder Held*innen gefeiert worden. Und genauso oft haben die pflegenden Personen abgewunken, habe ich den Eindruck. Sie haben gesagt: Wir sind keine Angels und auch keine Heros. Wieso klafft da eigentlich dieses Fremd- und das Selbstbild so sehr?

Bettina Hojdelewicz
Ich glaube, es liegt in der Natur der Sache, dass eine Pandemie sowie Erkrankungen generell Menschen an das Ureigenste erinnern, verbunden sind sehr oft mit Gefühlen von Verletzlichkeit, möglicherweise auch mit der eigenen Endlichkeit. Und dadurch entsteht das Bedürfnis nach Hilfe, nach Rettung und dann eben auch die Außenschau, wer könnte da jetzt hilfreich sein? Da ist natürlich die Gesundheits- und Krankenpflege als Gruppe eine mögliche Gruppe der Rettung. Letztlich sehen wir uns aber als Professionisten, die eine fundierte Ausbildung haben und generell über das gesamte Jahr, und auch 24/7, tatsächlich fast rund um die Uhr für diese Patient*innen-Gruppe zur Verfügung stehen und nicht nur in Ausnahmesituationen.

Lisa Baumgartner
Historisch bedingt gilt ja die Gesundheits- und Krankenpflege als weiblich dominierter Beruf. Wie schaut es denn tatsächlich mit der Emanzipation aus?

Armin Autz
Man muss sagen, dass gerade der Pflegeberuf eigentlich eine zutiefst emanzipatorische Bewegung ist. Denn vor allem zu Beginn des letzten Jahrhunderts, aus der Frauen-Arbeiterinnenbewegung sind eben neue Bestrebungen entstanden, das Berufsbild zu ändern. Unter diesen Bestrebungen war ein Recht auf Bildung, auf Berufstätigkeit, politische Betätigung, unter anderem auch, dass Frauen auch studieren können und auch Ausbildungen machen. Und, trotzdem muss man sagen, ist eben der Genderaspekt in der Gesundheits- und Krankenpflege schon ein wesentlicher. Man muss da auch sehr sensibel mit dieser Thematik umgehen und aufpassen, welche Rollenbilder man da vertritt. Um vielleicht noch einmal zu Beginn eben, das Wort Krankenschwester wäre sozusagen aus feministischer Sicht problematisch. Natürlich sind feministische Bestrebungen egal wo und immer und besonders in der Gesundheits- und Krankenpflege für alle wichtig, weil sie eben Männer wie Frauen in diesen Berufen weiterbringt und die Rollenbilder auch ein bisschen verändert werden können. Und ich glaube, gerade in der Gesundheits- und Krankenpflege können Frauen oft in Managerinnen-Funktionen tätig sein, das ist zum Beispiel ein Ort und Platz, wo das möglich ist und wo man das vielleicht auch einüben kann für andere Bereiche, wo es vielleicht noch nicht so üblich ist.

Lisa Baumgartner
Ebenfalls ein Punkt, der, glaube ich, ein bisschen historisch bedingt ist, ist das Zusammenspiel zwischen Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und den Ärzten. Aus der Sicht der Patient*innen ist es ja oft so: Ärzte werfen mit Fachvokabular um sich und dann fragt man beim Gesundheits- und Krankenpflegepersonal nach, was ist denn jetzt damit gemeint gewesen?

Bettina Hojdelewicz
Letztlich ist es so, dass das Berufsgruppen sind, die miteinander interagieren und nicht in einer gewissen Konkurrenz stehen, sondern diese Trennung auch sehr, sehr künstlich ist und möglicherweise auch aus einer tradierten Vorstellung heraus resultieren. Die Gesundheits- und Krankenpflege hat die Medizin, so wie die Soziologie und die Philosophie und andere Wissenschaften als Bezugswissenschaften angenommen. Und es ist ein wichtiges Fundament, die medizinischen Aspekte zu kennen und auch das macht unsere Profession aus. Also, wir würden nicht von Professionalität sprechen, würden wir diese wichtige Bezugswissenschaft ausklammern. Wenn beide Berufsgruppen, diese Profession und diese Wissenschaftstheorien, die hinter diesen Inhalten auch stehen, anerkennen, dann ist auch ein Miteinander, das auf Augenhöhe gelingt, gut machbar und wird auch, ich würde wirklich meinen, mehr und mehr gelebt.

Lisa Baumgartner
Sie haben vorhin so schön gesagt, wie vielfältig der Beruf der Gesundheits- und Krankenpflege ist, wie viele Settings es gibt. Ja, wohin geht's denn eigentlich künftig? Es ist ja, glaub ich, ein Berufsfeld, das sich gerade jetzt auch wieder sehr viel weiterentwickelt.

Bettina Hojdelewicz
Ja, es tun sich natürlich neue Handlungsfelder auf. Es gibt das Bewusstsein auch schon in der Bundesländer-, Bezirksebene und so weiter für die Community Nurse zum Beispiel, das Integrieren von School Nurses und so weiter. Also, ich denke mir, da tun sich viele Handlungsfelder auf mit dem gemeinsamen Fundament der Beratungskompetenz. Das bedeutet, dass die Pflegepersonen eben auch gesetzlich geregelte Kompetenzen aufweisen und diese auch leben können. Und Kernkompetenz in der Beratung aufweisen. Das bedeutet auch, dass sie Menschen in ihren Situationen holistisch, also wirklich ganzheitlich, begleiten können.

Armin Autz
Was ich hier sehr spannend finde, wäre auch das Konzept des Clinical Leaderships, das natürlich noch sehr diskutiert wird. Aber hier geht es ja einfach darum, dass eine Patientin, ein Patient im Mittelpunkt des Geschehens steht und man hier um diese Patient*innen herum mit allen Berufsgruppen, Professionen durch das Gesundheitswesen führt und begleitet. Es eben nicht darum geht, jetzt einzelne Berufsgruppen zu bevorzugen, sondern eben der Fokus steht auf dem Menschen, der Mittelpunkt steht und die Bedürfnisse und die Erwartungen, die es gibt und die gilt es eben gut zu bewältigen und gemeinsam als gesamtes Gesundheitswesen sozusagen zu bewerkstelligen.

Lisa Baumgartner
Sie beide haben sehr viel Kontakt mit den Studierenden im Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege, sie lehren ja dort. Was begeistert Sie denn an den Studierenden an unserer FH in diesem Bereich?

Bettina Hojdelewicz
Unsere Studierenden sind wissbegierig, sie sind motiviert und sie sind vor allem auch daran interessiert, diese Profession zu leben, und zwar in direkten Pflegesequenzen.

Armin Autz
Mich begeistert, welches positive Image die Studierenden auch nach außen tragen und das, glaube ich, auch mit einer Professionalität. Und wenn ich dann Rückmeldungen aus dem Praktikum bekomme, dann höre, wie sie sozusagen das Theoretische in einem Theorie-Praxis-Transfer gut umsetzen konnten, dann freut mich das.

Weitere Informationen:

Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege

Department Angewandte Pflegewissenschaften